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Einmal Óbidos und zurück

Reisetagebuch des Brasilienbesuchs von Weihbischof Ulrich Boom im künftigen Partnerbistum

Würzburg/Óbidos (POW) Halb so groß wie Deutschland und 200.000 Katholiken zählend: das künftige Würzburger Partnerbistum Óbidos im brasilianischen Amazonasgebiet war Ziel einer Reise, die Weihbischof Ulrich Boom und Begleitung von 19. bis 26. Januar unternommen haben. POW-Redakteur Markus Hauck hat die Eindrücke der Fahrt aufgeschrieben.

Donnerstag, 19. Januar

Vom Frankfurter Flughafen aus fliegt die Würzburger Delegation (Weihbischof Ulrich Boom, Christiane Hetterich vom Referat Mission-Entwicklung-Frieden und POW-Redakteur Markus Hauck) um 13.30 Uhr nach Lissabon. Über den Wolken ist das graue und regnerische Wetter schnell vergessen. Bei Sonnenschein zeigt sich die portugiesische Hauptstadt beim Anflug von ihrer schönsten Seite. Um 16.30 Uhr geht es mit einem Airbus 330 der portugiesischen Fluggesellschaft TAP weiter nach Recife an der brasilianischen Atlantikküste. Um kurz vor 22 Uhr herrschen hier noch 28 Grad – ein spürbarer Unterschied zu den zurückliegenden frostigen Tagen in der Heimat. Am Flughafen empfangen uns drei Franziskanerinnen von Maria Stern herzlich und bringen uns im VW-Bus der 1970er-Baureihe, der in Brasilien nach wie vor gebaut wird, in ihr Kloster. Die Fahrt führt vorbei an zahlreichen Werbeplakaten für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014. Recife ist einer der Spielorte. An der Uferpromenade ist um diese Uhrzeit noch jede Menge los: Jogger, Spaziergänger, Skateboarder, auf den zahlreichen Fußballfeldern spielen Hobbymannschaften gegeneinander, die zahlreichen Kneipenpavillons haben regen Zulauf. Christiane Hetterich übergibt einen 23 Kilogramm schweren Koffer, den ihr die deutschen Mitschwestern der Franziskanerinnen von Maria Stern für das Kloster in Recife mitgegeben haben. Darin sind unter anderem Medikamente, die für die Niederlassung der Franziskanerinnen in Mosambik bestimmt sind. Nach einem leichten Nachtmahl und ein paar Gläsern der typisch brasilianischen Koffeinlimonade Guaraná geht der erste Reisetag kurz vor Mitternacht zu Ende.

Freitag, 20. Januar

Nach kurzer Nacht bei den Franziskanerinnen von Maria Stern in Recife geht es mit dem Flugzeug weiter nach Santarém. Am Flughafen von Recife nutzt Weihbischof Boom die Chance, das Modell der Bauten zu fotografieren, die in Vorbereitung auf die Fußball-WM 2014 in Recife entstehen. Vor dem Einsteigen interviewt noch ein junger Mann den Weihbischof zu seinen Eindrücken von Recife. Unter anderem will er im Auftrag der Stadt wissen, wie die Einschätzung von Sauberkeit, Sicherheit, Straßen und nicht zuletzt der Leistungsfähigkeit des lokalen Internets ist. Pünktlich um 7.30 Uhr hebt die Boeing 737 der brasilianischen Fluggesellschaft GOL in Richtung Santarém ab. Über die Sanftheit der insgesamt vier Landungen auf dem Flug schweigt des Dichters Höflichkeit. Der Flughafen in Santarém erweist sich als Kontrastprogramm zum großen Komplex in Recife: Das gesamte Hauptgebäude hat die Größe von etwa zwei deutschen Einfamilienhäusern, der Raum mit dem einzigen Band für die Kofferausgabe misst höchstens 30 Quadratmeter. Kein Wunder, dass Taxifahrer Guilherme, den Christiane Hetterich von früheren Aufenthalten her kennt, uns problemlos findet. Nach einem warmen Mittagessen in einem Lokal in der Innenstadt von Santarém, in dem ein Freiburger Konzertplakat und auch das Wappen von NRW hängen, checken wir auf dem Schiff nach Óbidos ein. Der „Principe de Óbidos“, der Fürst von Óbidos, ist das mächtigste Gefährt, das an diesem Nachmittag am Pier liegt, etwa 30 Meter lang und als einziges der Personenschiffe aus Stahl gebaut und nicht aus Holz. Trotz seiner Ausmaße wirkt es geradezu winzig im Vergleich zu den Frachtern, die in Sichtweite anlegen und mit Soja beladen werden, um dann in Richtung Atlantik weiterzufahren. Der Amazonas ist in Santarém 70 Meter tief und mehr als 15 Kilometer breit – für Ozeandampfer also leicht schiffbar. Nachdem das Gepäck in den Kabinen verstaut und die Hängematten aufgehängt sind, geht es nochmals kurz in die Stadt. Postkarten und etwas Obst, Nüsse und Wasser als Proviant einkaufen. Kurz nach 20 Uhr verlässt dann das Schiff Santarém. Längst ist zu diesem Zeitpunkt schon die Sonne als rote Glut hinter dem Horizont verschwunden. Besonders beeindruckend während der nächtlichen Reise: der gigantische Sternenhimmel. Am Samstagmorgen um 3 Uhr erreichen wir Óbidos.

Samstag, 21. Januar

Beim Frühstück begrüßen Bischof Bernhard Johannes Bahlmann und dessen Vorgänger Bischof em. Martin Lammers die Würzburger aufs Herzlichste. Besonders freut sich der Emeritus, als er erfährt, dass der Würzburger Weihbischof ein Landsmann ist, dessen Heimat Alstätte gerade mal eine Viertelstunde von Nienborg entfernt liegt, von wo Bischof Lammers stammt. Um 7.15 Uhr geht es mit dem Auto zum örtlichen Flugplatz. Dort wird der Nuntius Erzbischof Lorenzo Baldisseri abgeholt. Weil dieser Rückenprobleme hat, kommt dieser nicht mit zur Einweihung der Fazenda de Esperança, eines christlichen Rehabilitationsprojekts für Suchtkranke. 40 Kilometer Dschungelpiste sind wirklich nichts für empfindliche Bandscheiben. Mehrere Hundert Gläubige aus dem gesamten Bistum feiern bei tropisch heißen Temperaturen – mehrheitlich stehend – den Wortgottesdienst mit, an dessen Ende Bischof Bahlmann den Bauernhof segnet, in dem Gemeinschaft, Gebet und Arbeit den Tagesablauf der Männer prägen. Rund 80 Prozent Erfolgsquote, von denen der Begründer, Franziskanerpater Hans Stapel berichtet, und die bewegenden Zeugnisse einiger Bewohner sprechen für sich. Nach der Rückkehr nach Óbidos und dem Mittagessen informiert sich Weihbischof Ulrich Boom am Nachmittag über die Permanente Katechese, ein Bibelprojekt, das es im gesamten Bistum gibt. Die mehr als 120 Vertreterinnen und Vertreter (Männer sind bei diesem Treffen eindeutig in der Minderheit) der einzelnen Gruppen sind von Weihbischof Boom begeistert. Sie lassen sich mit ihm fotografieren. Höhepunkt des Tages ist die Feier zur Erhebung zum Bistum, an der rund 5000 Gläubige teilnehmen. „Eine missionarische Kirche im Herzen Amazoniens“ lautet der Wahlspruch des neuen Bistums. Nuntius Baldisseri übergibt während des feierlichen Gottesdiensts auf dem Platz vor dem Sankt-Anna-Dom Bischof Bahlmann den Bischofsstab und lässt ihn auf der Kathedra Platz nehmen. Die Gläubigen quittieren den Akt mit spontanen Halleluja-Gesängen. Neben den Grüßen von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann überbringt Weihbischof Boom ein Ziborium. Nach dem Gottesdienst ist der Weihbischof wiederum ein gefragter Mann bei den Brasilianern: Geduldig und immer mit einem Lächeln auf den Lippen lässt er sich mit den unterschiedlichen Gruppen fotografieren. Zum Schluss gibt er auch noch ein Interview für den lokalen Fernsehsender, bei dem Christiane Hetterich dolmetscht. Das kühle Bierchen zur späten Abendstunde beim Festessen im Seminario, dem diözesanen Bildungshaus auf dem Gelände des Bischofshauses, ist redlich verdient. Neben den Diözesanpriestern nehmen daran auch ein paar Freunde und Verwandte von Bischof Bahlmann teil, unter anderem sein jüngerer Bruder Peter und dessen Ehefrau.

Sonntag, 22. Januar

Morgens um 7.30 Uhr feiern wir in der Gemeinde Sankt Franziskus in Óbidos den großen Festgottesdienst zur Einweihung des Jugendzentrums „Kultur des Friedens“ mit. Die Leute in diesem Stadtviertel zählen nicht zu den Wohlhabenden. Um den Jugendlichen eine Perspektive zu bieten, hat das Bistum deswegen hier ein Haus errichtet, in dem kostenlos Computerunterricht erteilt wird, Musikinstrumente erlernt werden können oder Theater gespielt werden kann. Der Gottesdienst zeigt, wie engagiert und selbstbewusst die Laien in Brasilien sind: Die Begrüßung und Einführung in die Feier übernimmt der örtliche Pfarrgemeinderatsvorsitzende. Die Band der Gemeinde spielt und singt mitreißend, die Gläubigen klatschen und singen mit, dass es eine Freude ist. Die Bibel wird von vier Mädchen tanzend zum Ambo gebracht, bei der Kollekte gehen alle nach vorne und legen Geld in die Sammelkörbe am Altar. Auch Nuntius Lorenzo Baldisseri zeigt sich im Gottesdienst glänzend aufgelegt. Am Ende des Gottesdienstes gibt es päpstliche Medaillons für Bischof Bernhard Johannes Bahlmann, dessen Vorgänger Bischof em. Martin Lammers und den Bürgermeister von Óbidos. Für die Verantwortlichen der Gemeinde hat der Erzbischof zwei Bücher aus seiner Feder parat. „Darin habe ich aufgeschrieben, was ich in meiner Zeit hier in Brasilien alles erleben durfte.“ Für Weihbischof Boom hat die Gemeinde auch noch eine Überraschung parat: Er bekommt eine große Tüte voller Paranüsse. Diesem Baum verdankt im Übrigen der Bundesstaat Pará seinen Namen. Der Segen des gegenüber der einfachen Hallenkirche gelegenen Jugendzentrums muss beinahe ausfallen: Die als Schmuck gedachte Schleife an der Eingangstür erweist sich als Gordischer Knoten. Erst nach gemeinsamen Mühen von Bischof Bahlmann und Nuntius Baldisseri lässt sich das Band lösen, die Prozession kann durch das Tor schreiten. Am Nachmittag ein organisatorisches Gespräch mit Bischof Bahlmann über die nächsten Schritte in Sachen Partnerschaft. Dann folgt die herzliche Verabschiedung, bei der Weihbischof Boom einen Bocksbeutel von der Würzburger Abtsleite überreicht. Bischofssekretär Antonino bringt uns zum Hafen, wo die „Lancha“, wie das Katamaran-Schnellboot in der Landessprache heißt, auf uns wartet. Auch die Franziskanerinnen Schwester Brunhilde Henneberger und Schwester Johannita Sell, Schwester Deca Amaral und Regionaloberin Schwester Brites da Silva Lopes sind da und fahren in unserem Schiff mit. In gut zwei Stunden pflügen wir 90 Kilometer den Amazonas hinauf. Vom Fluss aus gut zu sehen: Über Óbidos schimmert bei unserer Abreise ein Regenbogen – im Alten Testament Zeichen des Bundes zwischen Gott und den Menschen. In der Dunkelheit holen uns kurz nach 18 Uhr die aus dem Bistum Mainz stammenden Missionare Fernando Günter Bee und Alfons Blumenfeld am Hafen von Juruti ab. Nach einem Abendessen mit lokalen Spezialitäten und Gesprächen über Gott und die Welt endet dieser Tag. Rund um das Gästehaus der Pfarrei ist aus allen Ecken der Stadt Musik zu hören. Morgen früh geht es weiter nach Juruti Velho, an den Wirkungsort „unserer“ Missionarinnen.

Montag, 23. Januar

Nach dem Morgengebet in der Pfarrkirche von Juruti bleibt viel Zeit für ein ausgiebiges Frühstück: Es gießt wie aus Eimern, an eine Fahrt im Motorboot der Pfarrei, das nur ein kleines Planendach hat, ist nicht zu denken. Missionar Pfarrer Gerhard Fernando Bee nutzt die Gelegenheit und zeigt den Gästen das Gelände der Pfarrei mit den verschiedenen Funktionsbauten. Die großen Koffer blieben hier, da wir morgen ab Juruti mit dem Schnellboot fahren. Mit kleinem Gepäck und den Schwestern Brunhilde, Johannita, Deca und Brites im Boot geht es um 10.30 Uhr los nach Juruti Velho. Zuvor wird alles Gepäck, weil die Wolken noch weiteren Regen verheißen, wasserdicht in Mülltüten verpackt. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt kommt ein Regenschauer herunter, der bis zur Ankunft nicht mehr nachlässt. Vor allem die vorne Sitzenden werden trotz des kleinen Daches klatschnass. Die Kombination aus Fahrtenwind und Regen fühlt sich auf der Haut an wie kleine Nadelstiche. Alle sind froh, als nach insgesamt fast zwei Stunden das Ziel erreicht ist. Wir Würzburger werden im Gästehaus untergebracht, nur durch ein weiteres Haus von der Unterkunft der Schwestern getrennt. Auf dem Rückweg zum Mittagessen gehen wir noch bei den Nachbarn vorbei: Christiane Hetterich kennt die Familie mit neun Kindern, von denen gerade nur fünf da sind, bereits von früheren Besuchen. Die Unterkunft ist ein Holzbau mit Wellblechdach, die Fenster sind ohne Glas. Bei einer Grundfläche von etwa 35 Quadratmetern wird man als deutscher Besucher schnell nachdenklich. Nach dem Mittagessen holt ein Vertreter der örtlichen Initiative ACORJUVE, die sich gegen die Beeinträchtigungen des örtlichen Regenwalds engagiert, uns und Schwester Brunhilde ab. Nach einer halben Stunde Bootsfahrt mit drei Minuten Unterbrechung für eine spontane Motorreparatur erreichen wir die Einfahrt zum vom Aluminium-Multi Alcoa eingezäunten Gelände. Insgesamt mehr als 200 Hektar Regenwald sind kahlgeschlagen. Dort wird schon oder demnächst im Tagebau das Alumiumerz Bauxit abgebaut. Der Flächenfraß und die Zerstörung der Natur lassen erschaudern. Allein für die Zufahrt der Lkw zu einem der künftigen Abbaugebiete ist eine Schneise von über 70 Metern Breite durch den Wald gepflügt. „Wir müssen sicher darüber nachdenken, wohin unser Lebensstil führt", sagt sichtlich betroffen Weihbischof Boom auf dem Heimweg nach Juruti Velho. Um 19.30 Uhr feiert er in der örtlichen Kirche eine Messe und predigt. „Gott ist auch bei uns, wo wir ohnmächtig sind. Ich wünsche uns allen ein stetes Vertrauen auf die Nähe und Fürsorge Gottes.“ Nach dem Schlusssegen ruft der Weihbischof: „Viva (Hoch lebe) Óbidos, Viva Juruti Velho, Viva Würzburg“ – und erntet stürmischen Applaus der vielen Gottesdienstbesucher, darunter sehr viele Jugendliche. Die Sprache des Herzens braucht keine Übersetzung.

Dienstag, 24. Januar

Mit einer schlichten Messe in der kleinen Hauskapelle der Franziskanerinnen mit Blick auf den Fluss beginnt der Tag. Danach führt Schwester Brunhilde durch den Ort: Vorbei an den Häusern, die durch ein staatliches Bauprogramm bezahlt wurden und die statt der sonst üblichen zwei Zimmer drei haben. „Wir haben ein Musterhaus gebaut, in dem Eltern, Jungen und Mädchen jeweils einen eigenen Raum haben, und den Verantwortlichen gezeigt“, berichtet die Schwester von der erfolgreichen Taktik. Die Kindergartenräume sind derzeit verwaist: Es sind bereits Faschingsferien. Und in dieser Zeit käme dann ohnehin kein Kind. Der Friedhof sieht für deutsche Gewohnheiten eher nach Brachland mit ein paar Kreuzen aus. Nur an Allerheiligen sei jedes Grab mit Blumen und Kerzen übersät, berichtet die Ordensfrau. Kurz vor Mittag tritt die Gruppe den Rückweg nach Juruti an – der blaue Himmel verheißt eine angenehme Fahrt. Allein die vielen Wellen versetzen den Passagieren, zu denen auch Schwester Johannita gehört, die in Santarém eine neue Brille kaufen muss, so manchen Schlag ins Sitzfleisch und stauchen die Wirbelsäule. Am Hafen wartet – pünktlich wie die Maurer – bereits der brasilianische Pfarrer von Juruti mit den Koffern. Das Schnellboot startet wie geplant um 14 Uhr. Immer wieder schaukelt auch dieses relativ große Gefährt mitunter kräftig auf, vor allem, wenn zu den normalen Wellen noch die Bugwellen eines der großen Meeres-Containerschiffe kommt, die ebenfalls auf dem Fluss unterwegs sind. Zum Sonnenuntergang ist der spezielle Schnellboothafen von Santarém erreicht – nach fünf Stunden Fahrt mit zweieinhalb Actionfilmen auf dem großen Flachbildschirm und regulärem Zwischenhalt in Óbidos. Taxifahrer Guilherme ist diesmal mit dem VW-Bus der Schwestern da und bringt Menschen und Gepäck in deren Haus. Zum Abendessen in einem Restaurant mit Amazonas-Fischspezialitäten laden wir Würzburger die zwei jungen Schwestern aus dem Haus und Schwester Johannita ein. Morgen beginnt die Rückreise nach Deutschland.

Mittwoch, 25. Januar

Exakt drei Jahre ist Weihbischof Boom an diesem Tag, dem Fest Pauli Bekehrung, Bischof. Um 6.15 Uhr feiert er, damit Schwester Nubia noch teilnehmen kann, ehe sie zum Unterrichten an die Schule geht, in der Hauskapelle der Franziskanerinnen von Maria Stern heilige Messe. „Das Schönste, was ein Bischof tun darf, ist, dass er zu Beginn einer jeden Liturgie den Frieden wünschen darf“, erklärt Weihbischof Boom. Die Schwestern und die Würzburger Begleiter singen ihm nach der Messe ein Ständchen, zur Feier des Tages hat Schwester Nubia nachts noch einen Kokoskuchen gebacken, den der Bischof anschneiden darf. Nach dem Frühstück bleibt Zeit für eine kurze Stadtrundfahrt mit Taxifahrer Guilherme. In der örtlichen Markthalle gibt es unter anderem Amazonasfische von über einem Meter Länge und mit den abenteuerlichsten Mustern auf der Haut zu bestaunen. Ebenso vielfältig präsentiert sich die weitläufige Abteilung für Obst und Gemüse. Weiter geht es zu einem kurzen Stopp bei Dom Esmeraldo Barreto de Farias, dem langjährigen Bischof von Santarém. Bereits seit November 2011 ist er zum Erzbischof von Porto Velho im Westen Brasiliens ernannt. Er berichtet davon, wie schwer es ist, für das gemeinsame Priesterseminar, in dem unter anderem auch die Kandidaten aus Óbidos ausgebildet werden, die notwendigen Finanzen aufzutreiben. Die Unterstützung aus Deutschland wisse er sehr zu schätzen. Nach einem frühen Mittagessen verabschieden die Schwestern die Würzburger Gäste. Schwester Johannita lässt es sich nicht nehmen, mit an den Flughafen zu fahren. Zufällig trifft die Gruppe dort auch wieder auf Dom Esmeraldo, der am Flughafen zu tun hatte und sich nochmals herzlich verabschiedet. Praktischerweise kann am Schalter das Gepäck bis nach Frankfurt eingecheckt werden. Über Belém und Sao Luis geht es mit der bereits erwähnten Fluggesellschaft Gol nach Fortaleza. Die holprigen Landungen beim Hinflug werden diesmal noch an Ruppigkeit überboten: In Belém springt die Maschine beim Landen nach dem ersten Aufsetzen noch bestimmt 20 Meter in die Höhe, ehe sie tatsächlich dauerhaft die Landebahn berührt und der Flieger mit vollem Umkehrschub am hintersten Ende der Runway zum Stehen kommt. Alle sind froh, nach einer weiteren Landung – die war nach Personalwechsel in Sao Luis diesmal auch deutlich sanfter als zuvor – in Fortaleza endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Etwa drei Stunden Aufenthalt gibt es hier, ehe der Transatlantikflug mit der TAP nach Lissabon abhebt. Von Christiane Hetterich über ihre guten Kontakte organisiert, wartet in der Ankunftshalle wie angekündigt Pfarrer Bezerra, ein Priester des Erzbistums Fortaleza auf die Würzburger. Aber er ist nicht allein: In seinem Tross Weihbischof Rosalvo Cordeiro de Lima und Vladimir Lima Da Silva, Journalist im Dienst des Erzbistums. Vladimir fährt die Gäste durch die zum Teil autobahnähnlichen Straßen der Drei-Millionen-Stadt an den örtlichen Strand. Unterwegs erzählt er davon, dass im Zuge der Vorbereitung auf die Fußball-WM eine Stadtbahn gebaut wird und deren Trasse durch die Armenviertel führt. „Die Bewohner werden enteignet und bekommen höchstens ein Fünftel dessen, was ihr Wohneigentum tatsächlich wert ist." Deswegen halte sich zumindest bei ihnen die Begeisterung für die Weltmeisterschaft sehr in Grenzen, berichtet der Journalist. Zum Essen im Restaurant am Meer kommen noch Professor Dr. Manfredo Oliveira, Philosophieprofessor an der örtlichen staatlichen Hochschule, und der Künstler Wanderley hinzu. Letzterer hat mehrere Kirchen für das Erzbistum entworfen und innen ausgestaltet. Oliveira spricht, da er in München studiert hat, sehr gut Deutsch. Für Weihbischof Rosalvo wird ein Ständchen angestimmt, da er heute seinen 50. Geburtstag feiert. Nach sehr kurzweiligen zwei Stunden geht es zurück an den Flughafen. Bei einer Tasse Cappuccino verabschieden sich Deutsche und Brasilianer voneinander. „Am liebsten möchte man hier bleiben“, seufzt der Weihbischof.

Donnerstag, 26. Januar

Pünktlich um 0.55 Uhr hebt in Fortaleza der Airbus 330 der Fluggesellschaft TAP ab in Richtung Lissabon. Von dort aus geht es mit der Lufthansa nach Frankfurt. Dank günstiger Winde kommt die Maschine schon um 15.45 Uhr Ortszeit in Deutschland an, 45 Minuten früher als geplant. Der Temperaturschock ist deutlich. Die zwei Grad Außentemperatur sind doch deutlich kühler als die über 30 Grad in den vergangenen Tagen in Brasilien. Bischofsfahrer Franz Parijek fährt die Brasilien-Delegation durch den dichten Feierabendverkehr auf der A3 nach Würzburg. Mit im Gepäck: Viele Erinnerungen aus Brasilien – an herzliche Begegnungen, zufriedene und fröhliche Menschen sowie eine junge und dynamische Kirche.

(0612/0151; E-Mail voraus)

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