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Geht doch!

Pilgern fürs Klima: Fünfter Ökumenischer Pilgerweg zum Klimagipfel nach Glasgow

Unter dem Motto „Geht doch!“ startet am 14. August in Westpolen der fünfte Ökumenische Klimapilgerweg, um ein Signal für mehr Klimaschutz und Klimagerechtigkeit zu setzen. Nach 1450 Kilometern in 77 Etappen wollen die Pilger Glasgow erreichen, wo vom 1. bis 12. November die 26. UN-Klimakonferenz stattfindet. An dem ökumenischen Projekt sind unter anderem kirchliche Hilfswerke wie Misereor, Missio, Renovabis, Adveniat und die Sternsinger sowie katholische Bistümer beteiligt. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erläutert die Sprecherin des Klimapilgerwegs, Karola Wiedemann, die Hintergründe – und lädt zum Mitpilgern ein.

Bereits zum fünften Mal gibt es im Vorfeld einer Weltklimakonferenz ein ökumenisches Klimapilgern. Wie kam es dazu?

Es gab 2014 schon eine Initiative von katholischen Bistümern, den evangelischen Landeskirchen und von kirchlichen Hilfswerken. Die Kirchen wollten und wollen als Global Player mit eigenen weltweiten Organisationen ihre Verantwortung im Bereich Klimaschutz und Klimawandel wahrnehmen. Deshalb haben sie damals ein ökumenisches Netzwerk für Klimagerechtigkeit gegründet, mit einer eigenen Geschäftsstelle in Hamburg. Als erste gemeinsame Aktion wurde zur Weltklimakonferenz in Paris 2015 der erste ökumenischer Pilgerweg zur Klimage­rech­tigkeit auf den Weg gebracht.

Was kann so eine Aktion bewirken?

Aktionen wirken dadurch, dass sehr viele Menschen teilnehmen und mitwirken. Man kann aber auch eine Signalwirkung erzielen, indem sich Einzelne mit außergewöhnlich hohem Einsatz einbringen. So ist eine norwegische Pfarrerin bei der Premiere 2015 den ganzen Weg – vom Nordkap bis nach Paris – mitgegangen. Auch dieses Mal werden etliche Klimapilger, die sogenannte Pilgerbasis, den ganzen Weg mitlaufen. Gleichzeitig pilgern Tausende mit – nur ein kurzes Stück des Weges, einzelne Tagesetappen oder auch länger. Zahllose Menschen unterstützen den Pilgerweg mit Aktionen, Gebeten und stärkenden Gesprächen im Ringen um die gerechtesten und wirksamsten Lösungen für eine klimafreundlichere Welt, insbesondere auch in den gastgebenden Gemeinden am Weg.

Wie viele Menschen pilgern die gesamte Strecke?

In diesem Jahr laufen über 20 Leute von Polen bis Schottland die fast 1500 Kilometer zur Weltklimakonferenz. Im Gepäck haben sie neben Schlafsack und Isomatte auch ihre Mission für mehr Klimaschutz. Am Ziel in Glasgow übergeben sie ihre Petition an die Verantwortlichen. Die Klimapilgernden sorgen dafür, dass die Stimmen der Kirchen für mehr Klimagerechtigkeit und -schutz bei der Weltklimakonferenz gehört werden. Wenn die Kirchen dort mit einer so starken Stimme sprechen und auch ein weltweites Netzwerk hinter sich haben, beeindruckt das die Delegierten.

Sie rühren derzeit die Werbetrommel, um weitere Klimapilger zu motivieren. Warum sollten sie mitgehen?

Der Klimapilgerweg ist eine riesige Prozession und Wallfahrt, und zugleich eine sehr lange Demonstration. Die Pilgernden stärken und begeistern sich gegenseitig, durch Gemeinschaft, durch Singen und Beten. Gleichzeitig wirken sie am Wegesrand stark in die Gesellschaft hinein. Mit ihrem demonstrativen Einsatz für mehr Klimagerechtigkeit und Kli- maschutz – speziell für eine Agrar-, Ernährungs- und Mobilitätswende – übernehmen die Pilgernden auch Verantwortung für die uns von Gott geschenkte Schöpfung. Und ihre Begeisterung und Tatkraft stecken an. Die Pilger bewirken etwas im Herzen der Menschen, machen aufmerksam und nachdenklich, sie motivieren, selber aktiv zu werden. Der Klimapilgerweg gibt den großen Kirchen zudem eine politische Stimme beim Klimaschutz. Deswegen freuen wir uns über jeden und jede, die mitmacht. Man muss dafür auch nicht katholisch sein.

Wie war die Resonanz auf die ersten vier Pilgerwege?

Die Resonanz war überwältigend. Der Klimapilgerweg hat unglaublich viele Menschen direkt erreicht. Auch der Zuspruch durch Politik, Gesellschaft und von den Menschen am Weg war beeindruckend. Teilweise waren hunderte Menschen gemeinsam unterwegs; auch viele Politikerinnen und Politiker oder bekannte Persönlichkeiten sind ein Stück des Wegs mitgelaufen und haben so das Anliegen unterstützt. In den vergangenen Jahren gab es Abordnungen aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Fast aus allen europäischen Ländern waren Pilgergruppen dabei, ebenso alle Altersgruppen. Der Klimapilgerweg ist so international wie die Weltkirche. 2015 haben wir eine gemeinsame Petition der beiden Kirchen direkt an die Präsidentin der Klimakonferenz übergeben; sie war zu Tränen gerührt.

Auch kirchliche Hilfswerke unterstützen das Netzwerk. Wie sind die katholischen Protagonisten beim Klimapilgerweg eingebunden?

Von katholischer Seite sind alle wichtigen Akteure aus den Bereichen Schöpfungsverantwortung und Weltkirche mit dabei. Unter anderen tragen von Misereor der Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel und die Klimareferentin Kathrin Schröder die Aktion tatkräftig mit. Sie sind Teil von einem weiten Bündnis von katholischen Bistümern, evangelischen Landeskirchen und kirchlichen Hilfswerken. Auch bekannte Persönlichkeiten aus den Kirchen, Politik, Kultur und Gesellschaft begleiten uns gerne auch ein Stück zu Fuß Richtung Glasgow. Bischof Rolf Lohmann, zuständig für Umwelt- und Klimafragen bei der Bischofskonferenz, spendet uns als Schirmherr in Münster den Reisesegen. Die Schirmherrschaft haben außer ihm Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, ZdK-Vizepräsident Wolfgang Klose und die stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschuss.

Sind Sie selbst schon einmal mitgelaufen?

Ich demonstriere und wandere sehr gerne, und ich bin gerne in Gemeinschaft. Keine Frage also, dass ich auch in diesem Jahr ein Stück mitpilgere. Das gemeinsame Unterwegssein zeigt mir, wie viele Menschen den Klimawandel inzwischen sehr ernst nehmen und um gute, zukunftsweisende Lösungen ringen.

Sie haben erwähnt, dass es das ökumenische Netzwerk auch unabhängig vom Klimapilgern gibt. Was geschieht dort in der übrigen Zeit?

Das Netzwerk bündelt und verbreitet die weltweiten Aktivitäten in den Kirchen und den kirchlichen Hilfswerken, und es startet auch eigene ökumenische Aktio- nen zur Klimagerechtigkeit. Das stärkt das Zusammenwirken und den Zusammenhalt in diesem wichtigen Anliegen.

Hand aufs Herz – wie blicken Sie auf die anstehende Herkulesaufgabe, den Klimawandel abzumildern?

Jeder kann seinen Teil in seinem Hoheitsgebiet beitragen, wie Papst Franziskus in seiner Umweltenzyklika „Laudato si“ sagt. Ich sehe bereits viel Bewegung und ein Umdenken in den Kirchen, aber auch bei immer mehr Menschen. Ohne eine ambitionierte Agrar-, Ernährungs- und Mobilitätswende werden wir das Klimaziel aber verfehlen. Uns ist es ein großes Anliegen, die Menschen bei dieser notwendigen Entwicklung mitzunehmen. Nur so können wir den Klimawandel aufhalten. Je mehr Menschen dieses für alle Geschöpfe überlebenswichtige Anliegen unterstützen, umso eher werden auch in der Politik endlich entsprechende Rahmenbedingungen in Gesetzen und Verordnungen geschaffen, die den Klimaschutz ermöglichen. Wir hoffen, dass dafür in Glasgow wichtige und richtige Weichen gestellt werden.

Interview: Angelika Prauß (KNA)