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„Gemeinsam Jesus zu den Menschen bringen“

Interview mit Bischof John C. Ndimbo aus Mbinga und Weihbischof Ulrich Boom aus Würzburg – 25. Jubiläum der Partnerschaft wird 2014 in beiden Diözesen gefeiert – Bischof Ndimbo: Partnerschaft hat die Menschen erreicht

Würzburg/Mbinga (POW) Weihbischof Ulrich Boom war vom 2. bis 11. August in der tansanischen Partnerdiözese Mbinga unterwegs. In der kurzen Zeit haben er und Mbingas Bischof John C. Ndimbo zahlreiche Gemeinden und Einrichtungen besucht. Bischof Ndimbo war wenige Wochen zuvor Gast in der Diözese Würzburg. Beide sprechen im Interview über ihre Eindrücke und Erfahrungen im Land der Gastgeber. Weiter gehen sie auf die Frage ein, wie sie Kirche und gelebten Glauben erlebt haben. Außerdem werfen die Bischöfe einen Blick auf das kommende Jahr: 2014 wird in beiden Diözesen das 25. Jubiläum der Partnerschaft zwischen Mbinga und Würzburg gefeiert.

POW: Herr Weihbischof Boom, Sie waren das erste Mal in Afrika, das erste Mal in Tansania. Wie haben Sie diese Premiere erlebt?

Weihbischof Boom: Das erste Mal in Afrika ist für mich etwas Besonderes. Ich werde viel erinnert an meine beiden Onkel, die in Tansania als Missionare aktiv waren, auch an meine Zeit im Studentenheim in München. Dort habe ich viel Zeit mit afrikanischen Studenten verbracht. Ich wollte darum immer nach Afrika, wenigstens für einen Besuch. Mich beeindruckt es sehr, die Menschen und deren tiefen Glauben vor Ort zu sehen. Sehr berührend war für mich die Priesterweihe von Cornelius Komba, wie ihn anschließend seine Mitbrüder umarmten und in die Luft warfen. Das ist nicht unsere Welt, das braucht auch nicht unsere Welt sein, aber man spürt doch sehr viel an Herzlichkeit, an Wärme und auch die tiefe Verbundenheit der Menschen mit Gott, mit Christus. Auch die Erfahrung der Gastfreundschaft in den Gemeinden war eine sehr intensive. Überall, wo wir hingekommen sind, haben uns alle – von den Kindern bis zu den Alten – herzlichst begrüßt und aufgenommen. Darin kann man – wie in der Bibel – erkennen, wie uns im Gast und im Fremden Gott entgegenkommt. Etwas Besonderes war es zu sehen, wie in Mbinga die Kirche der Dreh- und Angelpunkt sozialer und karitativer Einrichtungen ist. Sie ist die Basis für zahlreiche Kindergärten, Schulen, Beratungsstellen und Krankenhäuser. Die Kirche hat ganz zentral den Alltag der Menschen im Blick. Von der Ernährung bis hin zur Photovoltaik- oder Biogasanlage.

POW: Bischof Ndimbo, Sie waren vor kurzem in Deutschland. Wie waren ihre Eindrücke und was haben Sie nach Tansania mitnehmen können?

Bischof Ndimbo: Ich war in Deutschland, um die Sprache zu lernen. Ich muss meine Studien jedoch unbedingt noch fortsetzen. Ich habe aber auch einiges von der Art und Weise mitgebracht, wie in Deutschland die heiligen Messen gefeiert werden. Ich wohnte während meines gesamten Aufenthalts in Würzburg bei der Gemeinschaft der Mariannhiller und habe dort jeden Tag die heilige Messe mitgefeiert. Mir fiel auf, dass hauptsächlich die ältere Generation teilgenommen hat. In Tansania sind die Kirchen voller Menschen, aber zum Großteil sind es Frauen und Kinder, die zum Beispiel die Sonntagsgottesdienste besuchen. Das ist eine pastorale Herausforderung für mich. Ich möchte mehr Männer durch Katechese in ihrem Glauben erreichen. Und auch in den kleinen christlichen Gemeinschaften, auch bei Bibelstunden im Bistum Mbinga lässt sich beobachten, dass hauptsächlich Frauen und Kinder teilnehmen, kaum Männer. Der Grund dahinter – ohne zu urteilen – ist, dass sich die Männer als Ernährer der Familie verstehen. Sie sehen sich also als zu beschäftigt mit weltlichen Tätigkeiten. Mit dieser Einstellung begründen sie auch ihr Fernbleiben vom Gottesdienst.

POW: Gibt es weitere Erfahrungen?

Bischof Ndimbo: Was ich auch aus der Partnerdiözese mitgenommen habe und in Tansania einführen möchte, sind die regelmäßigen Organisationstreffen, die auf verschiedenen Ebenen in der Diözese stattfinden. Bei diesen Treffen werden die vergangenen Aktivitäten besprochen und neue Aufgaben miteinander geplant. Sie ermöglichen, Positives und Negatives ins Auge zu fassen. Und wenn ein Ziel nicht erreicht wurde, wird bei einem Treffen erneut diskutiert, wie es erreicht werden kann. Im Gegensatz zu diesem strategischen Vorgehen finden die Aktivitäten in Mbinga eher spontan und ungeplant statt. Auf diesem Weg erreichen wir keine Veränderung und sind nicht effektiv in unserer Gemeindearbeit. Ich mag den eher wissenschaftlichen Weg, der in Deutschland eingeschlagen wird. Ihr plant in verschiedenen Stufen den genauen Zeitablauf eines Projekts.

POW: Was sind die Erwartungen und Wünsche, die Sie beide an das 25. Jubiläum der Bistumspartnerschaft von Mbinga und Würzburg im kommenden Jahr haben?

Weihbischof Boom: Zum einen wird man zurückschauen auf das, was in 25 Jahren gewachsen ist. Und das andere wird sein, dass man vorausschaut auf die Dinge, die wir noch miteinander tun können. Wie wir eine Freundschaft, eine Geschwisterlichkeit unter den Menschen fördern können. Die Probleme in Tansania und Deutschland sind ganz unterschiedlich. Aber wir haben uns beide etwas ganz Wichtiges zu geben: Eine Welt muss entdecken, dass sie durch Jesus Christus eine große Hoffnung hat. Darin müssen wir uns bestärken. Die Hoffnung für die Menschen ist in Tansania eine andere, als die Hoffnung bei uns in Europa oder in Deutschland. Aber es ist wichtig, nicht nur im eigenen Saft aufzugehen und nur den eigenen Kirchturm zu sehen. Das war und ist auch eine schöne Erfahrung in Tansania. Und wenn man diese Dreierbeziehung der Ortskirchen in Mbinga, Óbidos und Würzburg sieht, erkennt man, dass es etwas Bereicherndes ist, wie wir als sehr unterschiedliche Menschen in einer Kirche zusammenleben. Als Christen schulden wir der Welt ein Zeugnis der Einheit. In einer Welt, die zunehmend zerrissen und gespalten ist – in Arm und Reich, in Nord und Süd – ist dieses Zeugnis der Einheit wichtig. Das lehrt uns ganz neu auch unser Papst Franziskus, mit dem wir auch zuversichtlich eine Weltgerechtigkeit in den Blick nehmen. Wir sollen Zeugen der Hoffnung sein und uns darin bestärken. Im letzten sind es gar nicht die großen Aktivitäten. Besuche wie dieser und vieler anderer deutscher Gruppen sorgen dafür, dass einiges gelernt und mitgebracht wird. Das Leben zwischen den Kirchen von Mbinga und Würzburg ist keine Einbahnstraße, sondern es geht wechselseitig hin und her.

Bischof Ndimbo: Zu dem, was Weihbischof Boom gesagt hat, möchte ich hinzufügen, dass uns das kommende Jubiläum in eine Position zueinander bringen sollte, aus der wir Christus zu den Menschen bringen können. Wir helfen uns gegenseitig dabei. Das würde wirklich die Partnerschaft widerspiegeln. Und man kann jetzt schon sehen, dass die vielfältigen Beziehungen in Bewegung sind. Vorher war die Partnerschaft eine zwischen dem Bischof von Mbinga und dem Bischof von Würzburg. Aber jetzt kann ich sehen, wie die Partnerschaft die Basis, die Menschen erreicht. So tauft demnächst beispielsweise ein Pfarrer aus der Diözese Würzburg Kinder in Mbinga. Die Partnerschaft spielt sich nicht nur auf der Leitungsebene ab. Und so finden mittlerweile viele Partnerschaftsprogramme ganz ohne die Aufsicht der Bischöfe statt. Dieses Jubiläum soll uns helfen, dass wir gemeinsam Jesus zu den Menschen bringen. Und es ist gut, dass wir das Jubiläum in beiden Diözesen feiern werden, jeweils mit teilnehmenden Delegationen aus der anderen Diözese.

Weihbischof Boom: Die wichtige Aufgabe der Bischöfe ist zu inspirieren, zu initiieren und zu koordinieren. Gott wirkt dann schon. Er ist immer schon da, bevor wir kommen, sei es in Afrika, Europa oder  Lateinamerika.

Bischof Ndimbo: Wie der Bischof gesagt hat, sind wir nun drei: Mbinga, Würzburg und Óbidos. Wir haben schon angefangen zusammenzukommen. Der Bischof von Óbidos und ich sind bereits in schriftlichem Kontakt. Wir haben nun eine geschwisterliche Triade, eine Dreiergruppe, geformt. Und darin sind wir alle Geschwister, ohne Unterschiede.

Weihbischof Boom: Das ist auch das, was wir der Welt schenken können: Die Welt soll entdecken, dass alle Menschen Freunde Gottes sind. Wir sind alle Schwestern und Brüder – mit all unseren Unterschieden in den Einstellungen, Hautfarben und Sprachen, Rassen und Nationen. Wir Christen sind Hoffnungsträger. Die Hoffnung der Welt ist Christus.

Das Interview führten Sophia Michalzik und Johannes Schenkel (POW)

(3413/0863; E-Mail voraus)

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