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Herausforderungen in Óbidos

Cornelia Warsitz berichtet von ihrem Aufenthalt im Partnerbistum Óbidos – Coronavirus bringt schwerwiegende Folgen mit sich und fordert viel von den Helfern

Würzburg/Óbidos (POW) „Ich war selig, etwas tun zu können!“, erzählt Cornelia Warsitz von ihrem Einsatz im brasilianischen Partnerbistum Óbidos. Ursprünglich wollte die ehemalige Bildungsreferentin der Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden des Bistums Würzburg und der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Anfang März zurück in die Heimat, dann war Mitte Juni geplant. Letzten Endes ist sie nach einem zehnmonatigen Aufenthalt am Sonntag, 11. Oktober, zurückgekehrt. „Nach Hause abhauen, wenn es brennt, kam für mich nicht infrage“, erklärt sie.

Vom ersten Covid-19-Fall in Brasilien in São Paulo hörte Warsitz Ende Februar, zwei Monate nach ihrer Ankunft in der Diözese. Die Lücken des Gesundheitssystems im Raum Óbidos waren ihr bekannt: Zwei Beatmungsgeräte standen in den vier kirchlichen Krankenhäusern zur Verfügung – die Fläche des Bistums ist in etwa halb so groß wie Deutschland. Aufgrund der mangelhaften Ausstattung organisierte Bischof Bernardo Johannes Bahlmann gemeinsam mit dem Franziskanerorden den Aufbau und die Finanzierung einer Intensivstation. Die finanzielle Unterstützung kam dabei vor allem von der Diözese Würzburg, der Diözese Münster und dem Franziskanerorden. „Seit Anfang Juni ist die Intensivstation im Einsatz und konnte schon einige Menschenleben retten“, berichtet Warsitz.

Hilferufe kamen besonders von den Randgemeinden, den indigenen Stämmen und den Quilombola (Nachfahren afrikanischer Sklaven). Dort seien weder die Schutzausstattung für das medizinische Personal noch Arzneimittel vorhanden gewesen. Auch war aufgrund der von der Regierung verordneten Ausgangsbeschränkungen die Versorgung mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln eingeschränkt. Mit Hilfe verschiedener Nothilfeprojekte konnten Waren und Lebensmittel verteilt werden. Doch nicht nur darum ginge es bei den mühsamen Fahrten per Schiff, Boot und Kanu. Vor allem das Gespräch mit den Menschen sei wichtig und stoße auf große Dankbarkeit. Ein Satz blieb Warsitz besonders im Kopf: „Ihr seid die Ersten, die kommen und fragen, wie es uns geht.“ Die Aktion läuft immer noch, denn durch die Corona-Pandemie ist die Arbeitslosigkeit besonders in diesen Gebieten drastisch gestiegen. Normalerweise nehmen die Menschen Gelegenheitsjobs als Haushaltshilfen und Handwerker in den größeren Städten wahr. Da die Wege dorthin gesperrt waren, war das nicht mehr möglich. „Für die Menschen dort ist alles weggebrochen“, erzählt Warsitz.

„Die Infektion mit dem Virus und ihre Folgen ist nur eines der vielen Probleme vor Ort“, betont sie. Neben Mängeln im Gesundheitssystem gelte es, das Bildungssystem weiter aufzubauen. Das schulische Angebot hört oftmals bereits nach der fünften Klasse auf. So auch im Stamm der Tiriyós, im Norden des Bistums Óbidos. Dort werden für die weiterführenden Klassen keine Lehrkräfte vom Staat gestellt. Die Abwanderung vieler Jugendlicher in größere Städte, die ihnen eine bessere Perspektive bieten, zum Beispiel in die Bundeshauptstadt des Staates Amazonas, Manaus, sei eine logische Konsequenz.

Damit einher gehen die wenigen Einkommensmöglichkeiten im Bistum. Zwei Firmen sind in der Diözese tätig. Eine davon ist Alcoa, ein US-amerikanischer Aluminiumhersteller, der gerade einen Konflikt mit der Bürgerinitiative Acorjuve hat. Die von der 2020 verstorbenen Schwester Brunhilde Henneberger aus Randersacker (Bistum Würzburg) gegründete Initiative handelte die Ausschüttung von einem Prozent des Gewinns von Alcoa heraus, den das Unternehmen aus dem Bauxitabbau erzielt. Damit sollten Projekte für die Bevölkerung finanziert werden. Mitarbeiter der Bürgerinitiative zweckentfremdeten dieses Geld jedoch und steckten es in die eigene Tasche. Die Korruption an dieser Stelle hat Folgen: Ursprünglich sollten die von Alcoa verursachten Umweltschäden in Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative bereinigt werden. Das wurde bis auf Weiteres gestoppt.

Auch sei die Territorialfrage aktuell. Bei einer ihrer Fahrten, um Hilfspakete auszuliefern, erfuhr Warsitz von einer unbekannten Gruppe, die auf indigenem Gebiet Diamanten abbaue. Das größte Problem sei dabei das frei werdende Quecksilber, das Wasser, Fische und somit die Menschen verseuche. Die rechtliche Unterstützung der indigenen Gemeinden sei demnach notwendig.

„Immer die Ärmsten der Ärmsten trifft es am härtesten, das ist doch ungerecht“, ärgert sich Warsitz. Um das Team um Bischof Bahlmann weiter zu unterstützen, fliegt sie im Januar 2021 zurück nach Óbidos, diesmal ist kein Rückflug gebucht. Abschließend ermutigt sie, trotz der Abstandsregelungen mit den Menschen in Kontakt zu bleiben und kein Abgrenzen zuzulassen. Videokonferenzen und Onlinegottesdienste können nicht den persönlichen Kontakt ersetzen. Es sei wichtig, unter Beachtung der Vorschriften, auf die Menschen zuzugehen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen.

mar (POW)

(4520/1148; E-Mail voraus)

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