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„Partizipation heißt das Stichwort“

Brasilianische Delegation aus dem Partnerbistum Óbidos stellt die Pastoral aus ihrer Heimat in Unterfranken vor – Selbstbewusste Laien Stütze der wenigen Priester am Amazonas – Lebendige Liturgie begeistert die Deutschen

Würzburg (POW) Einblicke in den Alltag in ihrer Heimat im brasilianischen Partnerbistum Óbidos hat eine vier Personen umfassende Delegation bei ihrem zweiwöchigen Aufenthalt im Bistum Würzburg vermittelt. „Wir glauben, dass die Pastoral in unserem großflächigen Bistum auch eine Bereicherung für unsere deutsche Partnerdiözese sein kann“, sagt Luis Amaral Sarrazin, Pfarrer der Pfarrei Faro. Die Dimensionen in dem Amazonasbistum sind gewaltig anders als in Deutschland. Allein Sarrazins Pfarrei zählt auf einer Fläche, die deutlich größer ist als das Bistum Würzburg, 17 Gemeinden mit rund 8000 Katholiken. „Wenn ich zur entferntesten Gemeinde fahre, brauche ich dafür mit dem Schnellboot fünf Stunden.“

Wie die liturgischen Feiern in Brasilien aussehen, davon konnten unter anderem die Gottesdienstbesucher in der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Würzburg einen Eindruck gewinnen. Dort brachten die Besucher aus Brasilien unter anderem den Begrüßungstanz vor dem Evangelium ein. Sehr zum Gefallen der jungen Leute, wie Douglas Sena, Leiter des Jugendprojekts „Kultur des Friedens“, berichtet: „Das war viel fröhlicher und lebendiger als sonst, haben wir immer wieder gesagt bekommen.“ Umgekehrt ist den Brasilianern aufgefallen, dass die Deutschen im Gottesdienst viel gesammelter dabei seien als die meisten Brasilianer. „Keiner spielt mit dem Handy, es laufen keine Hunde umher, und es plärren keine Kinder“, fasst Francisco Batista Garcia, Medienbeauftragter des Bistums Óbidos, seine Impressionen zusammen.

In den Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften, in denen die brasilianische Delegation zu Gast war, berichtete diese unter anderem von der anderen Art, wie in dem Flächenbistum mit insgesamt knapp über 20 Priestern Liturgie gestaltet wird. Die Wort-Gottes-Feiern und Messfeiern werden vor Ort immer von Liturgiegruppen vorbereitet. Damit die verschiedenen Gemeinden sich einbringen können, wenn der Pfarrer zum Beispiel an Festtagen einen Gottesdienst feiert, treffen sich die Liturgiegruppen im Vorfeld und teilen die Aufgaben ein. „So fühlt sich dann jeder ernst genommen und hat eine Aufgabe. Partizipation heißt das Stichwort“, erklärt Schwester Violeta Saraiva Farias vom Pastoralteam der Pfarrei Faro. In der Praxis kann das dann so aussehen, dass zum Beispiel ein Team aus einer Gemeinde beim Gottesdienst das Evangelium von einem Boot aus verkündet. „Das Boot ist für uns ein Symbol für das Evangelium. Ohne das Wort Gottes geht in unserem Leben nichts, genauso wie in Amazonien ohne Boote praktisch nichts geht“, erklärt Farias.

Angst davor, dass in den Gemeinden das typisch Katholische verloren geht, wenn es mehr Wort-Gottes-Feiern als Eucharistiefeiern gibt, müsse man nicht haben, betonen die Brasilianer. „Die Menschen wissen sehr wohl den Wert der Eucharistie zu schätzen. Da wir aber nicht so oft einen Priester vor Ort haben, müssen wir sehen, wie das Leben der Gemeinden vor Ort aufrechterhalten werden kann“, betont Pfarrer Sarrazin. Die Gemeinschaft und das Miteinander ließen sich auch beim gemeinsamen Hören auf Gottes Wort erleben. „Ich kann mich schließlich nicht teilen.“ Ohnehin seien die Gemeinden im Bistum Óbidos selbstbewusst genug: Während ihr Pfarrer in Deutschland weilt, begehen zwei von ihnen Patronatsfest. „Das feiern die ganz ohne mich“, sagt Sarrazin. An den Hochfesten kommen oft mehrere Gemeinden in wechselnden Kirchen zusammen und feiern dort mit Pfarrer Sarrazin die Messe. „Wir wechseln hierfür ganz selbstverständlich reihum die Kirche.“

Noch einen Unterschied haben die Brasilianer bei ihrem Aufenthalt in Deutschland ausgemacht. „Der Glaube ist bei uns ganz selbstverständlich und die Menschen tun sich bei uns daher auch leicht, darüber zu reden“, sagt Garcia. Der Schwerpunkt der Pastoral liege daher darauf, die Gruppen vor Ort zu stärken. „Dort, wo die Menschen gemeinsam beten und die Heilige Schrift lesen, wird die Verbindung zwischen Alltag und Glaube gestärkt. Das bringt als Nebeneffekt engagierte Leitungspersonen hervor. So ist garantiert, dass auch unter der Woche Wort-Gottes-Feiern und Gebetskreise stattfinden“, sagt Farias.

Auf großen Zuspruch stoßen nach Angaben von Sena die Angebote für junge Leute. Rund 250 Jugendliche besuchten allein regelmäßig die Musik- und Computerkurse des Jugendzentrums „Kultur des Friedens“ in Óbidos. Insgesamt fünf Hauptamtliche – neben ihm einen weiteren Leiter, einen Informatiker und zwei Musiklehrer – finanziert das Bistum. In Juruti biete das Bistum für 40 junge Leute die Kampfsportart Capoeira an. In Faro gebe es ebenfalls ein Jugendzentrum, dessen Kurse rund 200 junge Menschen besuchten.

„An der Internetseite unserer Diözese arbeiten wir derzeit noch“, berichtet Garcia. Hauptschwierigkeit sei das schwache Netz, das bei Regen praktisch zusammenbreche. „Über das internationale katholische Hilfswerk ‚Kirche in Not‘ haben wir Fernsehequipment erhalten und können über einen nationalen christlichen Sender im Bistum ausstrahlen.“ Viele Ehrenamtliche und zwei Hauptamtliche kümmerten sich um das Erstellen von Beiträgen. Letztere gingen auch in die Schulen, um medienpädagogische Kurse zu halten. „Das größte Problem beim Fernsehen ist für uns in Óbidos, einen Techniker zu bekommen, wenn einmal ein Gerät kaputt ist.“

mh (POW)

(2215/0514; E-Mail voraus)

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