Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Wie weit wird der Weg zum Frieden?

Delegation der katholischen Friedensbewegung „pax christi“ aus den Diözesen Würzburg und Eichstätt besucht Projekt in Banja Luka

Würzburg/Banja Luka (POW) Heiße Tage in jedem Sinne des Wortes haben Irmgard Scheitler („pax christi“ Bistum Eichstätt) und Barbara Häußler („pax christi“ Bistum Würzburg) Ende Juli in Banja Luka in Bosnien-Herzegowina erlebt, heißt es in einer Pressemitteilung der katholischen Friedensbewegung. Nach Ende der Balkankriege war hier auf Initiative von Bischof Franjo Komarica „Mirna Luka“ als ein Projekt des zivilen Friedensdienstes entstanden. Ein Verein aus einheimischen Kräften unter Leitung von Ajsa Babacic führt die damals begonnene Begegnungs- und Versöhnungsarbeit fort. „pax christi“ in den Diözesen Würzburg, Eichstätt und Bamberg begleiten und unterstützen diese nach eigenen Angaben durch regelmäßige Besuche und Fundraising.

Aufgrund von Corona waren in den vergangenen beiden Jahren keine Besuche möglich. Bei dieser ersten Fahrt seit drei Jahren habe sich gezeigt, dass sich in der Stadt einiges geändert habe: Vieles sei neu gebaut oder fertiggestellt worden. In der belebten Innenstadt seien die Cafés gut gefüllt gewesen – wahrscheinlich auch, weil viele Auslands-Banjalukaner den Sommer für Verwandtenbesuche nutzen.

Der Ukraine-Krieg sei – wenn auch indirekt – zu spüren gewesen. Die Preise seien rasant gestiegen. Im Herbst stünden Wahlen an. Der jetzige Präsident der Republika Srpska, Milorad Dodik, Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin und Außenministers Sergej Lawrow, wolle wiedergewählt werden. Von ihm hätten überall große Plakate gehangen. Es gebe aber nur sehr wenige Plakate von anderen Parteien. Auf einem großen Platz neben einem Einkaufszentrum solle eine russisch-orthodoxe Kathedrale gebaut werden.

Bei Gesprächen mit Don Pero Grigc, dem Cancellar der Diözese, beim Austausch mit Schwestern vom Heiligen Blut, dem katholischen Militärkaplan Don Marijan Stojanowic, aber auch mit Bischof Komarica und mit Vertretern von „Mirna Luka“ sei dieser geplante Bau Thema gewesen. Vor allem bei Katholiken sei eine sehr große Angst zu spüren gewesen, ebenso das Gefühl, die EU hätte im Grunde wenig Interesse an Bosnien-Herzegowina und tue zu wenig, dass Menschen hier weiter zusammenleben können und nicht wieder vertrieben werden.

Erschreckend sei für die Vertreterinnen von „pax christi“ auch die Beobachtung eines jungen Serben gewesen, der einem Touristen auf Englisch erklärte, die Serben würden überall gehasst, egal was sie auch immer täten. Er spüre diesen Hass, wohin er auch käme. Er wette 1000 zu eins, es werde Krieg geben. In diese Richtung weise auch, dass Präsident Dodik eine Art Parallelpolizei aufgebaut habe neben der Polizei und dem Heer, die für ganz Bosnien zuständig sei und in denen Mitglieder der drei Nationalitäten zusammen Dienst tun. Zudem habe Dodik bei einem Besuch in Israel das Schicksal des serbischen Volkes mit dem Schicksal der Juden während der Nazizeit verglichen. „Frieden geht anders, aber er scheint in der Republika Srpska von ,oben‘ gewollt“, schreibt „pax christi“.

Bei ihrem Besuch habe die deutsche Delegation festgestellt, dass gerade die Kontinuität der Arbeit von „Mirna Luka“ konkret Frieden und Versöhnung zwischen Menschen bewirke. Deutlich geworden sei dies beim offenen Treffen im „Club“, zu dem meist zwischen 40 und 60 Menschen kommen. Einige seien auch optisch vom Schicksal gezeichnet. Sie kämen bereits seit Jahren und könnten sich inzwischen öffnen und vertrauensvoll miteinander umgehen. Diese Menschen aller Volksgruppen, Bildungsniveaus und auch verschiedener Herkunft – etliche seien nach Banja Luka vertriebene Serben – nutzten gerne das offene Angebot, durch das sie zur Ruhe kämen und auch eine Beschäftigung für zuhause erhielten. Der Club und das bescheidene Büro von „Mirna Luka“ in einer Seitenstraße in der Nähe des Zentrums seien Orte, an denen Frieden wachse. Wer Rechtsberatung erhalte, unabhängig von seiner nationalen Zugehörigkeit, wer seit Jahren in den Club komme, spreche nicht mehr hasserfüllt über andere Nationalitäten, denn er oder sie erfahre sie längst nicht mehr als Feinde. Es seien Freundschaften entstanden. „pax christi“ hoffe, dass sich diese Haltung bei den Wahlen im Herbst niederschlage. „Mirna Luka“ ermutige die Menschen, wählen zu gehen.

Auch bei einem Treffen mit den Vertretern von Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die mit Hilfe von „Mirna Luka“ nun als Netzwerk zusammenarbeiten, sei Frieden konkret zu spüren gewesen. Wenn die Vertreterin der muslimischen Organisation Merhamed neben zwei Vertreterinnen der orthodoxen „Serbischen Schwestern“ sitze und wie alle anderen auch von Problemen mit Ämtern, von mangelhafter Rechtsprechung, von gemeinsamen Anstrengungen rede, wie man die Lage gemeinsam angehen könne – auch welche Gesetze geändert werden müssten – dann sei diese  Zusammenarbeit von Menschen verschiedener Volksgruppen zukunftsweisend.

Tiefer Frieden sei bei einer Trauerzeremonie an einer Fußgängerbrücke über den Fluss Vrbas zu spüren gewesen. Seit fast 20 Jahren kämen hier im Sommer Menschen aller Volksgruppen zusammen, um der zivilen Opfer der Kriege, vor allem in Banja Luka, zu gedenken. Während einer ganzen Woche gebe es ein Begegnungsprogramm für Menschen, die aus Banja Luka geflohen sind, und Menschen, die geblieben sind. Die Trauerzeremonie sei ein Teil dieses Programmes. Etwa 60 Menschen seien mit Blumen in den Händen zusammengestanden, einige schwarz angezogen, hätten Gedichte über die Natur und den Fluss gehört, eine Frauengruppe habe gesungen. Einige Menschen hätten geweint. „Danach warfen alle ihre Blumen in den grünen Fluss. Ein Abschied, in dem das gemeinsame Leid, aber auch die wunderschöne Umgebung die Menschen miteinander verbindet und versöhnt.“

Eines habe diese Fahrt gezeigt: Frieden sei möglich – durch die geduldige Arbeit vieler und durch überraschende Begegnungen und den Aufbau neuer Beziehungen. „Es gilt, Friedensorte zu schützen und zu vergrößern – nicht nur das, wir sollten auch die Politik auf die Existenz und die Bedeutung dieser konkreten Orte hinweisen“, heißt es in der Mitteilung von „pax christi“.

(3222/0931; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet