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Bei kleinen Gemeinden am großen Fluss

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann besucht mit Schnellboot die Pfarrei Juruti Velho am Amazonas – Wirkungsstätte der aus dem Bistum Würzburg stammenden Maria-Stern-Schwestern Brunhilde Henneberger und Johannita Sell

Óbidos/Würzburg (POW) „Das Miteinander, die Freundlichkeit und die Herzlichkeit sind sehr beeindruckend.“ Bischof Dr. Friedhelm Hofmann ist von seinem Besuch in Juruti Velho sichtlich angetan. Es ist das erste Ziel seiner Reise durch die brasilianische Partnerdiözese Óbidos. Juruti Velho liegt an einem Seitenarm des Amazonas, der an dieser Stelle einen riesigen See bildet. Nach langer Flugreise heißt es für den Bischof: Umsteigen in ein kleines Schnellboot.

Der Besuch in Juruti Velho ist kein Zufall: In der Gemeinde leben die Maria-Stern-Schwestern Brunhilde Henneberger und Johannita Sell, beide stammen aus der Diözese Würzburg, aus Randersacker und Hammelburg. Zum ersten Mal können sie ihren Heimatbischof in der kleinen Schwesternstation begrüßen. Schon bei der Anfahrt werden der Bischof und seine Begleiter von einigen kleinen Booten empfangen. Menschen rufen ihm ein herzliches Willkommen zu. Über das Wasser schallt eine brasilianische Version des Liedes: „Lasst uns miteinander singen, loben, danken den Herrn.“

In dem kleinen Gotteshaus des Ortes begrüßen der Gemeindeleiter, ein Laie, und viele junge Familien Bischof Hofmann. Es fällt sofort auf: Die Schwestern halten sich bescheiden im Hintergrund, mischen sich unter das Volk. Schwester Johannita meint sogar, dass sie froh sei, dass bei diesem Besuch der Bischof dabei ist: „Dann werde ich nicht so oft fotografiert“, sagt sie schmunzelnd. Immer wieder betonen die beiden Maria-Stern-Schwestern, dass die pastorale Arbeit hier ohne die vielen Laien gar nicht möglich wäre. 50 kleine Gemeinden gehören zur Pfarrei Juruti Velho, die jeweils wieder zu Gemeindeverbünden zusammengeschlossen sind.

Bischof Hofmann hatte schon bei seiner Ankunft in Juruti betont, dass er auch als Lernender gekommen sei, der sich genau ansehen wolle, wie Seelsorge am Amazonas geschieht. Deswegen fährt er mit den Schwestern auf dem Amazonas auch zu zwei dieser kleinen Gemeinden. Der riesige Fluss ist nicht nur die Lebensader, sondern auch die Straße dieser Region. Die Menschen in den kleinen Dörfern entlang des Flusses leben vor allem vom Ackerbau und Fischfang. In Açaí, etwa eine viertel Stunde Bootsfahrt von Juruti Velho entfernt, sind sie sehr froh über den Kindergarten, der auf Initiative von Schwester Brunhilde gebaut wurde. Über 20 solcher Einrichtungen hat sie mit angestoßen, seit sie am Amazonas wirkt. Die Einrichtung wird vom Staat finanziert. Allerdings reicht das nur für das Nötigste. Alle Gemeindemitglieder müssen deswegen zusammenhelfen, damit der Betrieb laufen kann.

42 Familien wohnen in Açaí, davon sind 27 in der katholischen Gemeinde aktiv. Die kleine Kirche, die dem heiligen Franziskus geweiht ist, haben sie erst vor kurzem selber gebaut. Dafür erhielten sie von den Schwestern einen Kredit, den sie inzwischen wieder ganz zurückgezahlt haben. „So spüren sie, dass die Kirche ihnen gehört und sie sich darum kümmern müssen“, erklärt Schwester Brunhilde dieses Konzept. Heute können sie stolz sein auf einen Versammlungsraum, in dem sie jede Woche Wortgottesdienst feiern, der von einer der vier Vorbereitungsgruppen gestaltet wird. Ein Priester kann nur zwei Mal im Jahr vorbeikommen, um die heilige Messe mit den Menschen zu feiern. Der Gemeindevorsteher sagt über Schwester Brunhilde, die inzwischen über 30 Jahre in Juruti Velho ist: „Schwester Brunhilde ist sehr beliebt bei den Leuten, weil sie uns hilft, dass wir uns selber helfen können.“

Um die Gemeinden zu finanzieren, geben die Menschen einmal im Monat den sogenannten „Zehnten“ ab. Davon verbleiben 38 Prozent in der Gemeinde, weitere 38 Prozent in der Pfarrei. Vom Rest geht ein Teil an die Diözese Óbidos, und es werden Rücklagen gebildet. Zusätzlich unterstützen die Gemeindemitglieder ihre Gemeinde auch durch „Gemeinschaftsarbeit“. Dann trifft man sich, um etwas zu renovieren oder neu zu bauen. Bischof Hofmann zeigt sich bei seinem Besuch beeindruckt von dem großen Engagement dieser Menschen für ihre Gemeinde, die aus den sehr schlichten und einfachen Verhältnissen das Beste machen.

Am Abend trifft der Bischof im Gottesdienst auf die Jugendlichen der Würzburger Katholischen Landjugendbewegung (KLJB), die seit Dienstag mit brasilianischen Jugendlichen hier die „Tage der Begegnung“ verbringen. Die jungen Leute wirken müde, aber glücklich und können von vielen unvergesslichen Erlebnissen berichten. Auch sie sprechen begeistert von der großen Gastfreundschaft der Menschen. Der Bischof deutet in seiner Predigt diese Erfahrungen auch als Gottesbegegnungen. „Gott hat sich uns als der ‚Ich bin der ich bin da‘ offenbart. Wenn Ihr gemeinsam zum Weltjugendtag fahrt, dann werden die Menschen auch in Eurem Angesicht das Gesicht Gottes entdecken können“, sagt Bischof Hofmann. Die KLJB beabsichtigt, eine Partnerschaft mit den Jugendlichen in Juruti Velho zu beginnen. „Wir haben hier erste Schritte dafür gehen können, aber natürlich muss da noch vieles wachsen“, sagt Michael Schneider. Ein erstes Zeichen für die gewachsene Freundschaft sind die Fahnen mit den Unterschriften der beteiligten Jugendlichen, die am Ende des Gottesdienstes ausgetauscht werden.

Bischof Hofmann erhält ein großes, selbstgeschnitztes Boot als Geschenk. Es wird ihn an den Amazonas erinnern, auf dem die Boote nicht nur die Menschen untereinander in Verbindung bringen, sondern ihnen auch den Besuch aus Deutschland ins Land gebracht haben. Auf der Weiterfahrt in die Bistumsstadt Óbidos resümiert der Bischof: „Diese riesigen Entfernungen zwischen den Gemeinden haben nicht zu einer Vereinzelung, sondern zu einem großen Miteinander geführt.“ Genau die Förderung dieses Miteinanders ist vermutlich auch die Hauptleistung, die die beiden Ordensschwestern aus der Diözese Würzburg am Amazonas vollbringen.

Aus Óbidos/Brasilien berichtet Burkard Vogt (POW)

(3013/0782; E-Mail voraus)

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