Münsterschwarzach: Liebe Wohltäter und Freunde von Hanga Seminary! Wie immer möchte ich am Ende dieses Jahres über die aktuellen Entwicklungen des Hanga-Projekts berichten und allen, die durch Spenden dazu beigetragen haben, herzlich danken. Nach der schwierigen Corona-Zeit ging es jetzt mit der Musik in Hanga Seminary wieder bergauf, und das hat gleich mehrere Gründe: Zum einen wurde Ende 2021 mit Fr. Willibrord Nzota ein neuer Rektor von Hanga Seminary eingesetzt, der die Musik nach Kräften unterstützt. Zum zweiten konnten im Dezember 2021 wieder zwei „Weltwärts“-Freiwillige, Tina und Elias, nach Hanga ausreisen, die beide zusammen dem Musikunterricht wieder neuen Schwung verliehen haben; und zum dritten konnte nach drei Jahren Pause endlich wieder eine Schülerbegegnung stattfinden, mit der Reise von sechs Schülerinnen des Egbert-Gymnasium sowie Monika Mika und mir als Lehrkräften im Juli/August 2022. Das war eine wunderbare Reise; wie die Schülerinnen später schrieben, „unvergesslich, unbeschreiblich und ungemein lehrreich“, bei der sie „viele, für uns alltägliche Dinge, zu schätzen gelernt“ haben; sie erlebten, wie in Hanga „mit sehr viel Herzblut und Emotionen“ musiziert wird, haben dadurch schließlich „nicht nur näher zur Musik, sondern auch zu Gott gefunden“. Es war wirklich eine tolle Gruppe, die sich auf alles eingelassen hat und sehr gut mit den Hanga-Schülern in Kontakt gekommen ist, ebenso mit den Ehemaligen, die ich zusätzlich eingeladen hatte, insbesondere die, deren Einladung nach Deutschland wegen Corona ins Wasser gefallen ist. In der Tat war es wieder einmal beeindruckend zu erleben, mit welcher Begeisterung in Hanga Seminary musiziert wird. In der Messe am Morgen in der Seminarkapelle wird dort jeden Tag (!) mit jeweils etwa 10 Geigen, 4 Gitarren, Orgel und Trommeln musiziert und damit die ebenso kräftig gesungenen Lieder begleitet. Die deutschen und tansanischen Schüler haben zusammen musiziert, diskutiert, gespielt und Ausflüge gemacht. Zum Abschluss der Schülerbegegnung gab es dann ein über zweistündiges Konzert, von den deutschen und tansanischen Schülern weitgehend selbst organisiert, mit Musik- und Tanzperformances in verschiedenen Gruppen, ein wahres Feuerwerk von Kreativität. Videoaufnahmen von der Musik in Hanga sind unter www.youtube.com/watch oder über die Suchfunktion bei Youtube zu finden: „Musikalische Impressionen aus dem Hanga Seminary“. Eine Präsentation ihrer Reise haben die Schülerinnen an einem Abend im Oktober in der Mensa des Egbert-Gymnasiums gezeigt, mit Bildern, Videos und selbstgekochtem tansanischem Essen – wobei sich die Begeisterung auf das zahlreiche Publikum übertrug. Im nächsten Frühjahr ist dann wieder eine deutsch-tansanische Schülermusikbegegnung in Münsterschwarzach geplant; im Anschluss an die Schülerreise konnte ich in Hanga noch die ersten Vorbereitungen treffen. Geplant ist die Einladung von 7 Schülern von Hanga für ein gemeinsames Musikprojekt mit deutschen Schülerinnen und Schülern sowie verschiedene Auftritte. Bei der Vorbereitung helfen auch die Weltwärts-Freiwilligen nach Kräften. Im September kam schon der nächste Weltwärts-Jahrgang in Hanga an: Katharina und Florian (Katharina als Musik-Freiwillige und ehemalige Schülerin des Egbert-Gymnasium). Tinas Freiwilligenjahr lief zwar im August ab, aber da die ersten Monate ja wegen Corona in Deutschland waren, hat sie sich entschlossen, noch zu bleiben und das Jahr in Tansania voll zu machen. Von denen, die von dem Projekt Schulgelder für ihre Ausbildung erhalten, konnten wir Lusida, Paulo und Janeth in Hanga treffen; Sara macht ihre Krankenschwester-Ausbildung in einer anderen Region Tansania und mit ihr konnte ich daher nur telefonieren. Allen geht es gut, Lusida wurde von ihren Lehrern an der Berufsschule in Hanga sogar besonders gelobt; sie lässt sich dort zur Elektrikerin ausbilden, ebenso wie Paulo, Janeth lernt „Community Development“. Wegen der erfreulichen Entwicklung der Musik in Hanga Seminary, und damit die Weltwärts-Freiwilligen weiterhin musikalisch arbeiten können, wurden in diesem Jahr insgesamt 13 Geigen und 4 Gitarren nach Hanga geschickt bzw. bei der Reise mitgenommen. Wie bisher sollen die guten Musiker, die das Seminary verlassen, ihre Geigen mitnehmen können. Inzwischen sind auch einige ehemalige Hanga-Schüler in die Abteien Peramiho und Ndanda eingetreten und musizieren dort mit ihren Instrumenten. Auch dort ist das Bedürfnis nach musikalischer Bildung sehr spürbar, sowohl Abt Christian als auch Prior Melchior von Peramiho haben den Wunsch geäußert, den jungen Mitbrüdern und Schülern das Erlernen eines Instruments zu ermöglichen. Anfang 2022 konnte ich einige Blasinstrumente nach Ndanda schicken, da die dortige Blaskapelle zwar eine lange Tradition hat, aber die alten Instrumente zum Teil nicht mehr reparabel waren. Im August war ich ein paar Tage in Ndanda und konnte die Blaskapelle mit den neuen Instrumenten erleben. Auch einige ehemalige Schüler des Seminary sind musikalisch sehr aktiv. Augustino unterrichtet in Dar es Salaam sehr
engagiert an einer Musikschule und in einer Kirchengemeinde und plant die Gründung einer „Violin Academy“. Franco unterrichtet in Morogoro Mitstudenten und Kinder. Eine Nachfrage nach Geigenunterricht scheint es an vielen Orten zu geben, ebenso nach Live-Auftritten bei Hochzeiten etc.; mehrere ehemalige Schüler haben mir gesagt, dass sie mit den Einnahmen ihren Lebensunterhalt und ihr Studium finanzieren können. Das ist ein schönes Ergebnis des Musikunterrichts Hanga! Ohne Ihre Mithilfe könnte der Musikunterricht weder in Hanga noch an den anderen erwähnten Orten stattfinden. Ein herzliches Vergelt’s Gott!
Einen segensreichen Advent und frohe Weihnachten wünscht Ihnen und grüßt Sie herzlich Ihr
Br. Julian Glienke OSB