Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

„Die Offenheit der Menschen begeistert“

Interview mit den Bischöfen Bernardo Johannes Bahlmann und Dr. Friedhelm Hofmann – Was in Óbidos und Würzburg von den Tagen der Begegnung bleibt

Óbidos/Würzburg (POW) Die Tage der Begegnung im Partnerbistum Óbidos am Amazonas sind beendet, der Weltjugendtag in Rio de Janeiro wartet. Mehr als 70 Würzburger Weltjugendtagspilger hatten Gelegenheit, ihre brasilianischen Gastgeber kennenzulernen. Gemeinsam mit 50 Jugendlichen aus dem Bistum Óbidos reisen sie weiter nach Rio de Janeiro. Kurz vor der Weiterreise hat Burkard Vogt die beiden Bischöfe Bernardo Johannes Bahlmann (Óbidos) und Dr. Friedhelm Hofmann (Würzburg) zu diesem Großereignis interviewt.

POW: Welches Gefühl haben Sie nach diesen Tagen der Begegnung?

Bischof Bernardo Johannes Bahlmann: Ich habe da ein sehr gutes Gefühl, es ist ein sehr schönes Miteinander. Die Freude ist sofort übergesprungen. Was mir aufgefallen ist, dass sofort Freundschaften geschlossen wurden. Diese Tage sind auch eine Arbeit des Friedens. Auch die sehr gute Vorbereitung macht sich bemerkbar. Wir sind hier zusammengekommen, um eine Glaubenserfahrung zu machen, und da sind die Jugendlichen sehr konkret.

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Ich habe zwei unterschiedliche Jugendgruppen erlebt. Als ich unsere Jugendlichen in Würzburg verabschiedet habe, waren sie ziemlich in sich gekehrt, voller Neugier, voller Spannung. Hier in Óbidos kamen mir lebendige, sprudelnde junge Menschen entgegen, die voller Begeisterung sind. Es ist also schon etwas passiert. Die Offenheit der Menschen hier hat sie verändert. Sie haben alle gesagt: Wir sind überrascht und begeistert von der Herzlichkeit dieser Menschen. Ich hoffe, dass das auch abfärbt, wenn wir zurückkommen, dass die jungen Leute etwas weitergeben von dieser Begeisterung.

POW: Herr Bischof Bahlmann, Sie haben beim Aussendungsgottesdienst in die Gemeinden auch von einem „Abenteuer“ gesprochen, auf das Sie sich einlassen.

Bischof Bahlmann: Das Leben hier im Norden Brasiliens ist alleine schon ein Abenteuer. Es läuft nicht immer alles nach Schema F ab, in Brasilien haben wir zum Plan A oft noch einen Plan B oder C, man muss da eben auch flexibel sein. Das ist aber gar nicht so wichtig. Wichtig ist, dass die Leute sich begegnen, und eine gute Erfahrung machen.

POW: Worin sehen Sie die Chance des Weltjugendtages?

Bischof Hofmann: Die jungen Leute erfahren zu Hause oft nur eine lokale Kirche. Hier wird der Blick für die Welt geweitet. Ich konnte schon beim Hinflug spüren, wie die Jugendlichen, die zum Weltjugendtag anreisen, das Klima bestimmen, wie die auf einmal im Frankfurter Flughafen tanzen und singen. Sie kommen mit einer großen Offenheit. Es ist der gemeinsame Glaube, der die Menschen unterschiedlicher Völker zusammen führt. Man erlebt: Der Glaube ist nicht nur eine individuelle Sache, ich bin Christ unter Christen.

Bischof Bahlmann: Die brasilianischen Jugendlichen freuen sich auf die Erfahrung der Internationalität. Wir hatten hier in Óbidos neben den Deutschen noch einige andere Jugendliche aus anderen Ländern zu Gast. Es ist wichtig für uns, über den eigenen Tellerrand hinaus zu sehen. Auf der anderen Seite ist das auch für unsere Bistumspartnerschaft mit Würzburg wichtig. Wir können gemeinsam Jesus Christus verkündigen. Es wäre zu wünschen, dass wir das in Zukunft weiter gestalten können, indem wir uns gegenseitig besuchen und in unseren Gemeinden zum Beispiel „Tage der Mission“ gestalten. Das wäre eine tolle Sache.

POW: Es gibt immer wieder die Diskussion: Was bleibt, wenn der Weltjugendtag vorbei ist?

Bischof Hofmann: Ich habe da sehr positive Erfahrungen gemacht, dass das nicht nur ein Event war für die jungen Leute. Hinterher haben sich aus diesen Begegnungen Gemeinschaften gebildet, junge Leute haben Theologie studiert, manche wurden in ihren Pfarreien aktiv. Insofern hat der Weltjugendtag auch den Sinn, dass das Erfahrene zurückgekoppelt wird an die Gemeinde. Ich erhoffe mir gerade von Rio, dass man spürt, dass wir alle durch unsere Taufe und Firmung beauftragt sind, wirklich aktiv zu werden. Menschen, die dabei sind, ihren Glauben zu verlieren, brauchen gerade auch Hilfe von jungen Leuten.

Bischof Bahlmann: Und der Weltjugendtag macht auch etwas mit dem ganzen Land. Dadurch, dass die jungen Leute in die Gemeinden gehen, spannen sie ein Netz aus. Der Weltjugendtag ist das einzige Megaevent, das im ganzen Land seine Auswirkungen hat. Wir haben in Brasilien den großen Kontrast: Die Fußballweltmeisterschaft und die Olympischen Spiele stehen vor der Tür. Aber unsere Präsidentin hat gesagt, dass für sie das wichtigste Ereignis der Weltjugendtag ist. Die Proteste in Brasilien richten sich gegen die beiden Sport-Großereignisse, nicht gegen den Weltjugendtag. Beim Sport geht es sehr viel um ökonomische Faktoren, da gibt es auch ganz viel Korruption. Das ist ganz anders als beim Weltjugendtag. Außerdem kann da die große Masse der Menschen teilnehmen, beim Sport können nur die teilnehmen, die es sich leisten können. Der Weltjugendtag geht direkt an die Basis, er hat einen religiösen Hintergrund, und er ist eine Form von Friedensarbeit. Davon braucht es noch sehr viel mehr!

POW: Auf was sind Sie persönlich am meisten gespannt?

Bischof Hofmann: Sicherlich spielt die Zahl eine große Rolle. Zwei Millionen Menschen machen das Treffen zu einem Mega-Ereignis, keine Frage. Aber mich freut dieses gemeinsame Beten und Singen, dieses gemeinsame Feiern, dieses Im-Glauben-froh-werden. Das freut mich, darauf schaue ich – und natürlich auf die Begegnung mit Papst Franziskus.

Bischof Bahlmann: Da kann ich mich anschließen. Ich bin natürlich sehr gespannt, was uns der Heilige Vater sagen wird. Das ist das erste Mal, dass er ins Ausland geht nach seiner Wahl, und dann gleich nach Lateinamerika.

Das Interview führte Burkard Vogt (POW) in Óbidos/Brasilien

(3013/0783; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Foto abrufbar im Internet