Würzburg/Mbinga (POW) Seit 25 Jahren pflegen die beiden Diözesen Würzburg und Mbinga eine Partnerschaft. „Eine kleine Pflanze ist in einem Vierteljahrhundert zu einem Baum mit vielen Früchten gewachsen“, beschreibt Bischof Dr. Friedhelm Hofmann die Entwicklung der deutsch-tansanischen Freundschaft.
Das Silberne Jubiläum der Partnerschaft wird zum Abschluss der Kiliani-Wallfahrtswoche am Sonntag, 13. Juli, um 10.30 Uhr beim internationalen Familiengottesdienst im Kiliansdom in Würzburg gefeiert. Gast aus Mbinga ist Bischof em. Dr. Emmanuel Mapunda. Am 27. Juli steht dann die Feier in Mbinga an. Bischof Hofmann wird mit Bischof Bernardo Bahlmann vom brasilianischen Partnerbistum Óbidos sowie einer Delegation aus dem Bistum Würzburg an den Festlichkeiten im tansanischen Partnerbistum teilnehmen. Die Würzburger Gruppe mit Bischof Hofmann, Bischof Bahlmann, Bürgermeister Dr. Adolf Bauer, Diözesanratsvorsitzendem Karl-Peter Büttner und weiteren Vertretern aus dem Bistum wird vom 22. bis 30. Juli in Tansania unterwegs sein. Mbingas Bischof John C. Ndimbo wird schließlich am 19. Oktober den Sonntag der Weltmission in Münsterschwarzach mitfeiern. Eine eigene Jubiläumsfeier gibt es am 24. Oktober in Aschaffenburg. Eine Domschultagung entwirft am 11. Oktober in Würzburg Visionen für die Zukunft der Partnerschaft.
„Als Volk Gottes auf dem Weg gehen wir in der ganzen Welt aufeinander zu, um uns gegenseitig zu stützen und zu stärken.“ Diese Worte schrieben die beiden Bischöfe Dr. Paul-Werner Scheele und Dr. Emmanuel Mapunda in die Partnerschaftsurkunde vom 29. Oktober 1989. Anlässlich des 1300. Jubiläums der Mission und des Martyriums der Frankenapostel im Jahr 1989 hatten das traditionsreiche unterfränkische Bistum und die 1986 gegründete Diözese von Mbinga mit dem Entschluss zu einer Diözesanpartnerschaft bekräftigt, einander nach Kräften zu helfen. „Wir wollen ganz bewusst eine Partnerschaft eingehen, nicht eine Patenschaft als ‚reicher Onkel‘, der armen Leuten Almosen gibt“, betonte Bischof Scheele bei seiner ersten Reise mit Missionsreferent Prälat Wilhelm Heinz nach Mbinga im Juli 1988. Ziel sei gegenseitiger, nicht bloß materieller Austausch. Es gebe „sehr vieles, was wir von den Menschen dort aufnehmen können“. Persönliche Offenheit für den Partner und wechselseitige Hilfe nannte Bischof Mapunda damals als Grundlagen der Partnerschaft.
Herausforderung für die Partnerschaft war zunächst die Schaffung einer kirchlichen Struktur im jungen Bistum Mbinga. Bischofshaus und Schwesternhaus mit Schulen und Werkstätten wurden im Februar 1995 fertiggestellt. Den Grundstein für die Kathedrale segnete am 13. September 1995 Missionsreferent Prälat Wilhelm Heinz, der die Partnerschaft federführend in die Wege geleitet hatte. Am 14. August 1997 weihten Bischof Scheele und Bischof Mapunda das oberhalb der Stadt Mbinga liegende Gotteshaus ein. Als Zeichen der Verbundenheit zwischen den beiden Partnerbistümern trägt der Dom den Namen des heiligen Kilian. Perspektiven für den weiteren Ausbau der Partnerschaft lägen vor allem im Gesundheitswesen, in der Ausbildung von Personal, im Schulsektor und in der Landwirtschaft, sagte damals Prälat Heinz.
25 Jahre nach Unterzeichnung der Urkunde bestimmen Austausch, Offenheit und Hilfen auf den unterschiedlichen Ebenen die Partnerschaft: Schulen, Verbände, Gruppen und Pfarreien beider Bistümer pflegen Partnerschaften und wechselseitige Besuche. So sind zum Beispiel die private katholische Volksschule Vinzentinum in Würzburg und ihre tansanische Partnerschule Kipololo eng miteinander verbunden, ebenso die Grundschule in Großostheim mit der Primary School in Liperamba und das Hanns-Seidel-Gymnasium in Hösbach mit der Mkinga Secondary School. Weitere Partner sind die Makita Secondary School und das Aschaffenburger Friedrich-Dessauer-Gymnasium, die Grundschule Pflaumheim und die Ndondo Primary School sowie die Secondary School in Limbo Kilosa und das Julius-Echter-Gymnasium in Elsenfeld. Verbände wie die Christliche Arbeiterjugend (CAJ), die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) arbeiten seit Jahren mit ihren Partnerverbänden in Mbinga zusammen.
Auf Pfarreiebene gibt es und entwickeln sich Partnerschaften zum Beispiel zwischen Namswea und Alzenau, Lundu und Aschaffenburg-Sankt Gertrud, Litumbandyosi und Johannesberg, Mango und Marktsteinach, Makwai und Schweinfurt-Sankt Peter und Paul sowie Maguu und Schonungen. „Die bisher aufgebauten Aktivitäten und Freundschaften brauchen Begegnung“, ist Bischof Hofmann überzeugt. „Wir müssen von Würzburg aus mit Besuchen im Bistum Mbinga den Kontakt pflegen und uns für die dortige Entwicklung interessieren, umgekehrt müssen Menschen aus Mbinga zu uns kommen und unsere Ortskirche kennenlernen und von ihr auch lernen. Das gegenseitige Geben und Nehmen darf nicht erlahmen“, ermutigt der Bischof.
Eine weitere Form der Begegnung bietet das noch junge „weltwärts“-Projekt: Jugendliche aus Unterfranken engagieren sich bei ihrem einjährigen Auslandsdienst in Einrichtungen Mbingas und lernen dabei selbst die afrikanische Kultur und Lebensweise kennen. Täglich an die Partnerschaft erinnert werden Freunde des in Mbinga angebauten „Würzburger Partnerkaffee“: „Jedes Pfund fair gehandelten Kaffees, das wir bei uns verbrauchen, trägt dazu bei, die Lebensqualität in Mbinga zu verbessern“, erläutert der diözesane Afrikareferent Klaus Veeh. Von Würzburg geförderte Projekte wie die Installation von Solaranlagen auf den Dächern der tansanischen Pfarrhäuser, die Schaffung von Lehrwerkstätten oder der Aus- und Aufbau eines Basisgesundheitsdienstes geben den Menschen in Tansania Hilfe zur Selbsthilfe. Insgesamt sind es über 25 Projekte.
Im Gesundheitswesen gibt es seit Jahren Fortschritte im diözesanen Krankenhaus Litembo sowie im Ausbau der Krankenstationen vor Ort. Mit 320 registrierten Betten ist Litembo das größte Hospital in der Partnerdiözese. Sein Einzugsgebiet umfasst rund 400.000 Menschen, zirka 200.000 werden pro Jahr stationär oder ambulant behandelt. Über 1000 Kinder kommen in Litembo jährlich zur Welt. Insgesamt arbeiten im Hospital knapp 200 Mitarbeiter. Derzeit ist dort der Bau einer Labor- und Krankenpflegeschule in Gange. Die Mutter-Kind-Station konnte mit Hilfe des Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und der Diözese Würzburg im vergangenen Jahr erneuert werden. Ebenso erhielt das Krankenhaus ein 13-sitziges Geländefahrzeug zum Krankentransport, das aus Spenden der Sternsinger-Aktion finanziert wurde.
Ein ganz junges Projekt im Partnerbistum Mbinga ist die neue integrative Grundschule der Diözese. Albinos, die weißen Afrikaner, finden dort Aufnahme, werden in den laufenden Grundschulbetrieb integriert und vor Verfolgung und auch vor möglicher Tötung geschützt – ein Vorzeigeprojekt in ganz Tansania. Der 2013 verstorbene Prälat Wilhelm Heinz hat sich für diese Einrichtung stark gemacht, weshalb die integrative Schule zu Recht seinen Namen trägt. Ganz aktuell ist die erstmalig über das Projekt „Weinbergsarbeiter“ der Pastoralreferentinnen und -referenten des Bistums Würzburg und den Solidaritätsfonds Arbeitslose der Diözese Würzburg im Jahr 2014 geförderte Projektstelle „Frauensozialarbeit“ in Mbinga. Die Krankenschwester und Hebamme Edwina Hillary Hyera berät vor allem in Fragen von Gesundheit, Erziehung und Ernährung.
Für Bischof John C. Ndimbo, seit 2011 Nachfolger von Bischof Mapunda und damit zweiter Bischof von Mbinga, ist die Partnerschaft im Jahr des 25. Jubiläums an den Wurzeln angekommen. Sie stehe auf einer breiten Basis, was die Vielzahl von gegenseitigen Besuchen beweise. Ausdrücklich erwähnt er zudem die Beziehungen zwischen Pfarreien oder Schulen, die nicht nur die katholischen Einrichtungen beträfen, sondern inzwischen Auswirkungen auf den gesamten Ort hätten: „Die Leute verstehen jetzt, was Partnerschaft bedeutet“, sagte er beim Besuch einer Würzburger Delegation im Frühjahr 2014.
In Mbinga selbst fiebern derzeit die Gläubigen der Feier am 27. Juli entgegen. Alle Gefirmten des Jahres 2014 erhalten Kangas (traditionelle Tücher) oder T-Shirts, auf denen die Bilder der Bischofskirchen von Würzburg und Mbinga sowie ein eigens für diesen Anlass entworfenes Logo zu sehen sind. Im Kiliansdom von Mbinga weist seit Monaten ein großes Transparent auf den Höhepunkt der Feierlichkeiten hin. Zudem wird in den Sonntagsgottesdiensten im ganzen Bistum regelmäßig das Jubiläum angekündigt. Bischof Ndimbo fasst das Anliegen der Partnerschaft mit den Worten zusammen: „Dieses Jubiläum soll uns helfen, dass wir gemeinsam Jesus zu den Menschen bringen.“
Zum 25. Jubiläum ist eine eigene Broschüre zur Partnerschaft zwischen Mbinga und Würzburg erschienen. Sie ist erhältlich bei der Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden, Klaus Veeh, Kilianshaus, 97070 Würzburg, Telefon 0931/38665121, E-Mail mef@bistum-wuerzburg.de. Spenden für die Partnerdiözese Mbinga: Ligabank Würzburg, DE11750903000003000427, BIC GENODEF1M05, Stichwort „Spende Mbinga“, Spendenzweck angeben.
bs (POW)
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