Liebe Gläubige im Bistum Würzburg,
es ist schon drei Jahre her, als die scharfe Phase des Krieges in der Ukraine ausgebrochen ist. Es passiert im 21. Jhd. in Europa.
Ich danke Gott für diese Zeit. Es könnte im ersten Blick unverständlich sein: Wie kann man für die Kriegsjahre dankbar sein? Denn der Krieg hat so viele Opfer und Not mitgebracht. Der Krieg brachte nicht zuletzt Störungen in der Weltordnung.
Nach mehreren Analysen sollte Ukraine höchstens im März 2022 nicht mehr existieren. Dies hätte bedeutet: Verfolgung und Genozid. In diesem Sinne gilt unsere große Dankbarkeit. Denn die Ukraine lebt, sie verteidigt sich und betet. Wir danken und beten für unsere Helden, die ihr Leben für die Nächsten geopfert haben.
Diese drei Jahre waren nicht nur die Zeit der grossen Not. Es waren zugleich die Jahre der Hoffnung, dass es vorbei ist.
Jeder Mensch, der in der Ukraine lebt, ist vom Krieg mitbetroffen und traumatisiert. Beim Zubettgehen fragt man sich immer wieder: Wie wird wohl die Nacht werden? Mit dieser Angst schlafen die Menschen ein, vor allem auch die Kinder, die ja zum Teil überhaupt nicht verstehen, was da passiert, und deren Eltern immer so voller Sorge sind. Wie oft wurden sie nachts schon aus dem Schlaf gerissen, um in einen der Schutzbunker zu flüchten, als die übrigens auch unsere Kirchen (Gotteshäuser) dienen.
In vielen Familien fehlen die Väter und Brüder, die an der Front das Land verteidigen. Die Angehörigen bangen um sie. Es ist sehr dramatisch, wenn die Gefallenen von der Front zurückkehren. Besonders furchtbar ist auch, wenn jemand vermisst wird. Das ist kaum zu verarbeiten. Denn diese Ungewissheit, ob der Vermisste tot ist oder irgendwo in Haft sitzt, zermürbt und führt die Familien an den Rand totaler Erschöpfung.
Viele Menschen eint derselbe Schmerz des Verlustes; sie fühlen sich unter Gleichbetroffenen am besten verstanden. Dabei beobachte ich immer wieder, dass Menschen, die an Gott glauben, ihr Schicksal leichter ertragen. Der christliche Glaube hilft ihnen, das Schlimmste auszuhalten, in dieser verzweifelten Lage zu überleben. Somit ist uns sehr wichtig, die Wunden des Krieges zu heilen. Die Kirche spielt dabei eine sehr wichtige Rolle. Sie hat die Mittel und Schätze für diese Heilung.
Ich danke Ihnen fürs Gebet, für die Unterstützung und für jedes Solidaritätszeichen. Es stärkt und ermutigt uns, weiter zu gehen. Wir haben große Verpflichtung und Verantwortung gegenüber den Kriegsopfern und kommenden Generationen.
Es geht auch um die Sicherheit der Weltordnung. Es gibt keinen Weg zurück. Denn es wäre ein Weg zur Knechtschaft. Der Mensch wurde als Bild Gottes geschaffen. Jeder Mensch hat Grundrecht auf seiner Erde frei zu leben und die Kindschaft Gottes zu genießen.
Weihbischof Volodymyr Hrutsa CSsR, Lviv