Würzburg (POW) „Teile auch du dein Weihnachten mit den Menschen in Lateinamerika und der Karibik. Sie brauchen unsere Hilfe dringender als je zuvor.“ Mit diesen Worten hat am Donnerstag, 26. November, Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz um finanzielle Unterstützung für die Adveniat-Weihnachtsaktion 2020 und Solidarität mit den Betroffenen gebeten. Der Würzburger Bischof Dr. Franz Jung und Bernardo Johannes Bahlmann, Bischof von Würzburgs brasilianischem Partnerbistum Óbidos, unterstützen den Aufruf. Die Aktion des katholischen Hilfswerks, die bundesweit am ersten Adventssonntag, 29. November, im Bistum Würzburg mit dezentralen Gottesdiensten eröffnet wird, steht unter dem Motto „ÜberLeben auf dem Land“. Sie blickt besonders auf die Situation der Landbevölkerung. Bei einer Pressekonferenz im Internet informierten die Verantwortlichen über die Hintergründe.
Bischof Jung als Gastgeber der diesjährigen Eröffnung erklärte, das Überleben der Menschen sei in vielen Gegenden Lateinamerikas nicht nur durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie bedroht. Multinationale Konzerne und illegale Eindringlinge, die auf dem Gebiet indigener Völker Raubbau an Bodenschätzen und edlen Holzarten betreiben, vertrieben oder töteten die Indigenen vor Ort. „Dazu kommt das Problem der Verstädterung, gerade in Brasilien.“ Metropolen wie São Paulo mit rund 20 Millionen Einwohnern betrachteten das umliegende Land lediglich als eine Ressource zum Ausschlachten, als Gewächs- und Lagerhaus sowie Müllkippe. „Wenn die Ausbeutung so weitergeht, wird den Menschen auf dem Land ihre Lebensgrundlage gänzlich entzogen“, warnte Bischof Jung. Das betreffe auch das Amazonasbecken im Bistum Óbidos. „Auf die Ressourcen für das Leben auf unserem Planeten bezogen, werden dort – bildlich gesprochen – jeder fünfte Schluck Wasser und jeder vierte Atemzug produziert.“
Auch im Blick auf das Bistum Würzburg ist nach Bischof Jungs Worten das Thema „ÜberLeben auf dem Land“ höchst aktuell. Grundlegende Bedürfnisse wie die Notfallversorgung seien nicht überall gesichert, in vielen ländlichen Gebieten sei der ÖPNV zunehmend ausgedünnt und identitätsstiftende Orte wie Schulen und kleine Läden fänden sich zum großen Teil nur noch in räumlichen Zentren. „Als Kirche wollen wir mit der Seelsorge im Territorium präsent bleiben“, sagte der Bischof. Die Ziele von Seelsorge und Caritas vor Ort sollen sich neu an den Bedürfnissen der Menschen ausrichten.
„Wir haben am Amazonas lange geglaubt, die Corona-Pandemie haben nichts mit uns zu tun“, sagte der aus Brasilien zugeschaltete Bischof Bahlmann. Diese vermeintliche Sicherheit habe dazu geführt, dass die Menschen nicht vorsichtig genug gewesen seien und sich ganze Dörfer infizierten. „Die Corona-Pandemie hat die Probleme und Ungerechtigkeiten, die im Amazonasraum ohnehin schon deutlich genug sind, nochmals verschärft und die soziale Kluft noch größer werden lassen“, sagte Bischof Bahlmann. Nach Angaben des kirchlichen Amazonasnetzwerks Repam haben sich allein in Brasilien bislang rund 28.000 Indigene mit dem Coronavirus infiziert. Die Kirche unterhalte Krankenhäuser und Hospitalschiffe auf dem Amazonas – auch dank finanzieller Hilfe aus Deutschland.
Gerade im Bistum Óbidos leben nach den Worten von Bischof Bahlmann viele Menschen als Straßenhändler oder Tagelöhner von der Hand in den Mund. „Menschen haben jetzt kein Einkommen mehr, viele hungern.“ Adveniat habe über einen Corona-Fonds Unterstützung für diejenigen gegeben, die jetzt gar nichts haben. Im kirchlichen Bereich sei eine Präsenz vor Ort nur dank der Laien möglich, die 80 Prozent der Gottesdienste als Wort-Gottes-Feiern leiteten. Deren Ausbildung werde von Adveniat gefördert. Auch bei der gesellschaftlichen und politischen Arbeit des Bistums seien engagierte Laien zentral. Wenn diese zum Beispiel den Nachfahren geflüchteter Sklaven beim Verteidigen ihrer Rechte gegenüber Großgrundbesitzern beistehen, dann gingen diese Menschen Risiken ein. „Immer wieder gibt es Morddrohungen auch gegen Mitarbeiter der Kirche“, sagte Bischof Bahlmann. Er zitierte Papst Franziskus, der kürzlich in einer Videobotschaft an die Menschen in Lateinamerika sagte: „Das Virus erinnert uns daran, dass wir am besten für uns selbst sorgen können, wenn wir lernen, für die Menschen um uns herum zu sorgen und sie zu schützen.“ Das gelte besonders auch für die Menschen in ländlichen Regionen.
Adveniat-Hauptgeschäftsführer Heinz sagte, die Corona-Pandemie habe bereits bestehende Übel noch deutlicher gemacht. Das spiegelten auch die an Adveniat gestellten Projektanträge wider. Im Rahmen der Corona-Nothilfe seien 420 Projekte unbürokratisch und schnell mit 7,1 Millionen Euro unterstützt worden, auch im Bistum Óbidos, „damit Überleben auf dem Land möglich ist“. Im Schatten der Pandemie würden zudem die Wälder in Amazonien und im Pantanal niedergebrannt. „Wenn wir nichts gegen die Zerstörung der Lungen der Welt unternehmen, geht uns allen bald die Luft aus. Angesichts dieser dramatischen Situation müssen wir Christen jetzt den Schutz des gemeinsamen Hauses, unseres Planeten, an oberste Stelle setzen“, appellierte Heinz. Vor allem die Armen seien vom Klimawandel am stärksten betroffen. „Das haben jüngst die Wirbelstürme in Mittelamerika wieder auf traurige Weise gezeigt.“
Adveniat befürchte einen starken Einbruch bei der Weihnachtskollekte, da aufgrund der Corona-Beschränkungen in diesem Jahr weniger Menschen die Weihnachtsgottesdienste besuchen werden. Gleiches gelte auch für das evangelische Schwesterhilfswerk Brot für die Welt. „Deshalb rufen wir dieses Jahr nicht nur in den Gottesdiensten an Heiligabend und am ersten Weihnachtsfeiertag, sondern auch zum digitalen Spenden unter www.adveniat.de/spenden auf.“ Adveniat habe zudem zahlreiche Angebote entwickelt, damit Familien und Pfarrgemeinden auch in den aktuell besonderen Zeiten Advent und Weihnachten feiern können.
Die bundesweite Eröffnung der Adveniat-Weihnachtsaktion startet am Samstag, 28. November, mit einer via Internet aus dem Würzburger Burkardushaus übertragenen Eröffnungsveranstaltung und einem anschließenden, ebenfalls im Internet gestreamten feierlichen Vespergottesdienst im Kiliansdom. Am ersten Adventssonntag, 29. November, werden die Eröffnungsgottesdienste in Biebelried, Hammelburg, Hofheim, Schweinfurt und Stockstadt gefeiert. Details finden sich im Internet unter https://pow.bistum-wuerzburg.de/aktuelle-meldungen/detailansicht/ansicht/ueberleben-auf-dem-land/.
Adveniat-Spendenkonto: IBAN DE03 3606 0295 0000 0173 45 bei der Bank im Bistum Essen.
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