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„In die Kirche gehen, viel essen und Zeit mit der Familie verbringen“

Freiwillige aus Brasilien und Deutschland über Weihnachtstraditionen

Würzburg/Juruti Velho (POW) „Die Unterschiede der Weihnachtstraditionen sind gar nicht so groß“, erzählt Ivana de Souza Batista, während sie ihre Erfahrungen vom vergangenen Winter Revue passieren lässt. Seit Oktober vergangenen Jahres sind de Souza und Laerson Veiga Neves aus dem brasilianischen Juruti Velho im Partnerbistum Óbidos in Würzburg. In Juruti Velho absolvierten auch Anna Kuhnert (2019/20) und Anna Schäfer (2018/19) ihren Freiwilligendienst. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der Diözese Würzburg ist Entsende- und Aufnahmeorganisation des Weltfreiwilligendienstes weltwärts.

„Wir gehen an Weihnachten in Brasilien in die Kirche, essen viel und verbringen Zeit mit der Familie, ähnlich wie hier“, fasst de Souza Batista die Gemeinsamkeiten der beiden Kulturen zusammen. De Souza Batista betreut in der Kindertagesstätte der Würzburger Ritaschwestern Kinder, und Veiga Neves ist im Kilianeum-Haus der Jugend in Würzburg als Handwerker und Hausmeistergehilfe aktiv. Auch Kuhnert und Schäfer, die beide in einer Kindertagesstätte in Juruti Velho eingesetzt waren, beschreiben die Abläufe am Heiligabend ähnlich. „Das ist ja das Schöne am katholischen Glauben“, findet Schäfer.

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Ein paar Unterschiede gibt es aber doch. „In Brasilien bereiten wir uns nicht schon den ganzen Dezember auf Weihnachten vor“, erklärt Veiga Neves. In ihren Familien finde Weihnachten am 24. Dezember statt, erzählen die Brasilianer. Auch Adventskalender oder Adventskränze gäbe es nur in den Gemeinden, nicht in den Familien. „In Deutschland wird Weihnachten im Vergleich auf jeden Fall mehr aufgebauscht“, erzählt Schäfer. Krippen oder weihnachtliche Dekoration in privaten Häusern gäbe es in Juruti Velho sehr vereinzelt. Schäfer erinnert sich lediglich an das Haus ihrer dortigen Nachbarn, an dem eine Lichterkette in der Form eines Christbaums angebracht war.

Den Brauch des Nikolaus gäbe es in ihrer brasilianischen Heimat nicht, erzählen de Souza Batista und Veiga Neves. Doch vielleicht ändert sich das, denn dieser gefällt den beiden sehr gut. „Den Brauch des Nikolaus finde ich so schön, vielleicht setzen wir ihn in meiner Familie zuhause um“, erzählt de Souza Batista. Weihnachtsmärkte waren de Souza Batista und Veiga Neves bis zu ihrer Ankunft in Würzburg auch komplett fremd. „In Brasilien werden die Getränke so kalt wie möglich gestellt. Ein warmer Wein war mir ganz neu!“, berichtet Veiga Neves von seiner ersten Erfahrung mit Glühwein. Beim ersten Kälteeinbruch im Dezember verstand er, warum in Deutschland die Getränke aufgewärmt werden. Die Kälte war für die beiden generell eine Herausforderung, während für Kuhnert und Schäfer es die Wärme in Brasilien war, die seltsam war und die Weihnachtsstimmung nicht so ganz aufkommen ließ.

Trotz der Ähnlichkeiten des Heiligabends ist Schäfer und Kuhnert besonders aufgefallen, dass in Juruti Velho viel lebendiger gefeiert wird. „Zwar sind die Abläufe im Gottesdienst dieselben, aber der in Brasilien war mit viel mehr Schwung. Die Gemeinde hat geklatscht und gesungen, das Krippenspiel wurde mit einem echten Baby aufgeführt“, erzählt Kuhnert. Die Bescherung bleibt in den meisten Familien in Juruti Velho aus. Zurückzuführen ist das auf die finanzielle Situation vor Ort. „Bei der Kindermesse gab es Kuchen für alle“, erinnert sich Schäfer. Kuhnert findet zwar schade, dass die Kinder keine Geschenke bekommen, aber Weihnachten sei dort erfüllt von so viel anderem. „Der Fokus liegt auf dem Zwischenmenschlichen“, meint sie. Als typisches Essen für den Heiligabend in Brasilien nennen de Souza Batista und Veiga Neves Schwein oder Hühnchen mit verschiedenen Beilagen, und zum Nachtisch gäbe es Gebäck und Kuchen – ein richtiges Festmahl. „Ein großer Unterschied war, dass wir erst um Mitternacht gegessen haben“, ergänzt Kuhnert.

Am besten an Weihnachten in Brasilien gefiel Kuhnert der Brauch, dass in der Kindertagesstätte am Heiligabend alle Familien Lebensmittel zusammengelegt haben, damit die Mitarbeiter das Paket der ärmsten Familie im Ort bringen konnten. „Ich habe mich gefühlt wie der Weihnachtsmann höchstpersönlich“, berichtet sie. Veiga Neves und de Souza Batista verbrachten Weihnachten in Sulzbach und Hammelburg bei Familien ehemaliger Freiwilliger. „Jeder Moment war ganz besonders“, erzählt de Souza Batista. Er werde alles Erlebte mit nach Hause nehmen und sich gerne daran erinnern, ergänzt Veiga Neves. Dennoch vermissten die beiden besonders an Weihnachten ihre Familien in Brasilien.

Magdalena Rössert (POW)

(5020/1262; E-Mail voraus)

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