Mbinga/Würzburg (POW) Der Muezzin ruft seine Gebete in den Sonnenaufgang, die Hähne krähen am Rande von Daressalam, für den Würzburger Weihbischof Ulrich Boom bricht der erste Morgen in Tansania an. Von der muslimisch geprägten Millionenstadt am Indischen Ozean ist er zum ersten Mal auf dem langen Weg in die Partnerdiözese Mbinga, die im äußersten Südwesten des afrikanischen Landes liegt. Im kommenden Jahr feiern die Bistümer Würzburg und Mbinga ihr 25-jähriges Miteinander. Die Reise des Weihbischofs aus Würzburg gibt so einen ersten Vorgeschmack auf die Feierlichkeiten 2014.
Nach der Nacht im Gästehaus der Tansanischen Bischofskonferenz geht es für den Weihbischof und seine Reisegruppe mit dem Minibus weiter zum internationalen Flughafen. Booms Begleitung sind Michael Wolf, stellvertretender Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg, und Klaus Veeh vom Referat Mission-Entwicklung-Frieden. Mit einer kleinen Propellermaschine fliegen sie bis nach Songea, der größten Stadt im Dreiländereck zwischen Malawi, Mosambik und Tansania. Schon beim Landeanflug sind die tanzenden Menschen vor dem Flughafengebäude zu erkennen. Es wird der erste von vielen lautstarken und herzlichen Empfängen für die deutschen Besucher sein. Per Jeep bricht die Gruppe zur nahen Benediktinerabtei Peramiho auf. Die rund 20 Kilometer sind schnell zurückgelegt, denn durch ausländische Investitionen wurde die einstige staubige Buckelpiste nun zur modernen Asphaltstraße ausgebaut.
Das Kloster, das seit 1898 besteht, ist Ausgangspunkt der Christianisierung im Süden Tansanias und stets Vorbild für den Aufbau christlicher Gemeinden im ganzen Land gewesen. Die Abteikirche, die ihrer Mutterkirche im unterfränkischen Münsterschwarzach zum Verwechseln ähnlich sieht, birgt eine Seltenheit: Auf der Empore glänzt die einzige Kirchenorgel der Region. Die Pfeifen stammen aus Speyer. Pater Lucius Marquardt, der die Reisegruppe empfängt, gibt eine Kostprobe auf dem Instrument. Anschließend führt er sie über das große Gelände, das neben handwerklichen und hauswirtschaftlichen Betrieben auch eine Farm und ein großes Krankenhaus beherbergt. „Es ist schwierig, so einen Komplex zu organisieren“, sagt Pater Lucius, der aus Gaukönigshofen stammt und seit 1957 in Peramiho lebt. Doch der Erfolg gibt den Mönchen recht: Sogar von Daressalam reisen Kranke zu den Fachleuten der Klosterklinik. Besonders bekannt ist sie in Tansania für das Behandeln von Knochenbrüchen. Beim Besuch in einem Krankenzimmer spendet Weihbischof Boom zwei Kranken spontan den Segen – diese können ihr Glück kaum fassen und danken ihm mehrmals für sein Kommen.
Nach einem Mittagessen geht es für die Gruppe aus Unterfranken weiter: Nächster Halt auf der Strecke nach Mbinga ist das diözesane Knabenseminar von Likonde. Schon auf der Auffahrt jubeln zahlreiche Kinder, Frauen und Männer dem Bischof zu. Tanzend, singend und musizierend ziehen sie vor den Geländewagen bis zur Einfahrt her. Erfreut stellt Weihbischof Boom fest, dass die Instrumente der Blaskapelle aus Miltenberg stammen. Durch den Import ist Likondes „brass band“ die einzige der Region. Nach einem Eintrag ins Gästebuch erzählt der Weihbischof den Zuhörern im Gotteshaus des Seminars von seinem langgehegten Wunsch, einmal Tansania zu besuchen. Die Erzählungen seines Onkels Heinrich vom Leben als Missionar im Osten Afrikas hatten ihn schon als Kind fasziniert. Dann bleibt nur noch Zeit für einen Snack. Das Programm ist an diesem Tag, wie auch für die kommende Woche, eng gestrickt. Schon geht es weiter nach Mbinga. Dort zeigt sich wieder das gleiche Bild: Bereits drei Kilometer vor der Stadt winken Hunderte mit Palmwedeln. Kinder laufen neben den Autos her und rufen den Besuchern „Karibu“ zu, ein „Herzlich willkommen“.
Im Dom Sankt Kilian zu Mbinga empfängt Bischof John C. Ndimbo seinen Kollegen wie einen guten Freund. Die beiden haben sich bereits in diesem Jahr während des Eucharistischen Kongresses in Köln kennenlernen können. Mit Freude stellt Ndimbo der versammelten Gemeinde die deutschen Gäste vor und zeigt sich dankbar für die innige Partnerschaft zwischen den Katholiken in Unterfranken und Mbinga. Auch Weihbischof Boom greift die Geschichte der Partnerschaft in seiner Ansprache auf und wünscht ihr eine segensreiche Zukunft. Und fast jedes Wort des Weihbischofs wird von den Gläubigen mit Jubel und Applaus beantwortet.
Die folgende Nacht ist kurz, aber in der Stille Mbingas für alle Gäste eine gute. Bei der Morgenmesse am Sonntag feiert auch eine Gruppe aus Lohr am Main mit. Gemeinsam mit der Delegation von Weihbischof Boom singen die Deutschen während des Gottesdienstes im Kanon ein Dankeschön für den freundlichen Empfang. Sie schlagen sich gut, auch wenn der tansanische Chor in seiner Lebendigkeit kaum zu toppen ist. Beim anschließenden Rundgang über das Gelände zeigt Bischof Ndimbo persönlich die Einrichtungen des Diözesanzentrums. Besonders interessant ist für die Gruppe die angegliederte Baumschule, mit deren Hilfe eine Wiederaufforstung der Umgebung angegangen wird. Auch der Bischof selbst hat schon einen Hektar Wald angelegt.
Der Nachmittag ist den Vinzentinerinnen von Untermarchtal gewidmet. Deren integrative Schule für Kinder mit körperlichen Behinderungen ist das erste Ziel. Ebenso wie in der Albinoschule des Diözesanzentrums ist es auch dort ein zentrales Anliegen, behinderte Kinder nicht isoliert unterzubringen und zu unterrichten. Im nahegelegenen Mutterhaus der Schwestern erfährt die Gruppe mehr über das Wirken der 200 Ordensschwestern in Tansania. Die Gemeinschaft setzt sich in vier Diözesen Tansanias für Ausbildung und Gesundheitsversorgung ein.
Die kommenden Tage werden viele weitere Einblicke in das kirchliche Leben des Partnerbistums bringen. Neben den Besuchen einiger kleiner Pfarreien und des Krankenhauses in Litembo wird Weihbischof Boom gemeinsam mit Bischof Ndimbo einen Priester weihen.
Aus Tansania berichten Sophia Michalzik und Johannes Schenkel (POW)
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