Pfarrer Christian Ammersbach, Schülerseelsorger im Referat Jugendarbeit und Schule der Diözese Würzburg, machte in seiner Ansprache den rund 50 Gottesdienstbesuchern bewusst, wie viele Rechte sie haben. Es sei in Deutschland schon selbstverständlich, jeden Tag frei seine Meinung äußern zu können. Dieses Recht sei so groß, dass es teilweise in letzter Zeit in den sozialen Netzwerken sogar erschreckende und beleidigende Ausmaße annehme. Doch müsse hier bewusst werden, dass viele Menschen auf dieser Welt nicht einmal dieses Recht haben.
Anstelle einer Predigt führte Ammersbach mit Manuel Koch, Diözesanvorsitzender des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), ein Interview, in dem er ihm Fragen zu seiner Reise nach Brasilien stellte. Gerade die Wohnungssituation in den Ballungsräumen der Großstädte Brasiliens wie beispielsweise São Paulo sei erschreckend, erklärte Koch. „Dort haben viele Menschen keine Möglichkeit für ein menschenwürdiges Leben und befinden sich in einer sehr prekären Lage.“ Auch den Fluss Amazonas, die „Lebensader“ Brasiliens, sprach er an. Durch Waldrodungen und den Bau von riesigen Staudämmen seien nicht nur Tiere und Natur, sondern auch die Lebensgrundlagen für die indigenen Volksstämme, die dort leben, in Gefahr.
Die Ungerechtigkeiten in Brasilien waren auch Thema seines Vortrags im Anschluss an den Gottesdienst, bei dem Koch Fotos seiner Reise nach Brasilien zeigte. In São Paulo traf sich die Reisegruppe mit dem Misereor-Projektpartner „Centro Gaspar Garcia“. „Diese Organisation setzt sich stark für das Thema Wohnraum und Leben in der Stadt ein.“ Ein großes Problem sei, dass zahlreiche Häuser leer stünden, aber nicht genutzt werden dürften. „Centro Gaspar Garcia hilft Menschen dabei, über den Rechtsweg das Recht auf Wohnraum zu erkämpfen“, erklärte Koch. Auch hätten sie sich bei den Favelas, den Armenvierteln in São Paulo, ein Bild von den problematischen Zuständen der Abwasserentsorgung gemacht. „Die Kanalisation geht direkt an den Häusern entlang und verbreitet Krankheiten. Dort haben wir noch einmal deutlich gesehen, wie wichtig es ist, dass diese Menschen in ihren Rechten unterstützt werden.“
Ein weiteres bedrückendes Erlebnis seien die Erzählungen der freiwilligen Helfer vor Ort gewesen, die sich für den Erhalt der indigenen Völker entlang des Amazonas einsetzen und dafür teilweise massive Todesdrohungen bekommen. „Es war für uns kaum zu begreifen, dass Menschen, die sich für andere einsetzen, oftmals von den Mächtigen mit dem Tod bedroht werden.“ Durch den Bau von Staudämmen sei vor allem die Natur in Gefahr, erklärte Koch und zeigte Bilder der Bauarbeiten eines riesigen Staudamms. „Einerseits nimmt der Wasserspiegel unterhalb des Staudamms stark ab, während andererseits oberhalb ganze Gebiete überschwemmt werden. Es wird gehandelt, ohne dass die Folgen für Mensch, Natur, Tiere und Ökosystem abgeschätzt werden.“
Um ein gemeinsames Zeichen zu setzen, lud Becker die Gottesdienstbesucher dazu ein, eine eigene Fürbitte frei vorzutragen und dabei ein Weihrauchkorn in eine Schale mit heißen Kohlen zu legen. Im Anschluss an den Gottesdienst bestand zudem die Möglichkeit, das Aschekreuz mit geweihter Asche auf die Stirn gezeichnet zu bekommen. Musikalisch gestaltete die Band „Nexus 42“ mit Klavier, Gitarre, Bass, Schlagzeug, Geige und Gesang den Gottesdienst.
Ein Bericht von Antonia Schlosser (POW)