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Aus dem brasilianischen Partnerbistum Óbidos

„Ohne die Laien geht nichts“

Begegnung mit engagierten Laien im brasilianischen Partnerbistum Óbidos –Gemeinde São Pedro in Faro vor vier Jahren von Ehrenamtlichen gegründet – Bistum bietet kostenlose Ausbildung für Laienführungskräfte an – Padre Borges: Es ist wichtig, dass Priester, Schwestern und Volk gemeinsam unterwegs sind

Faro (POW) „Glória, glória anjos de céu”, singt der Chor. In der kleinen Kirche der Gemeinde São Pedro, am Rande der Stadt Faro gelegen, wird ein Wortgottesdienst gefeiert. Die Menschen singen, klatschen und schwenken die Arme im Takt der Musik. Abendlicht strömt in den Raum. Alle Sitzplätze auf den hölzernen Bänken sind besetzt. „Wir fühlen uns wie eine große Familie“, erklärt eine Frau nach dem Gottesdienst. Als Josenilda da Silva und ihr Mann Francisco Carlos Mendes vor vier Jahren in diesen Stadtteil gezogen sind, existierte hier noch keine katholische Gemeinde. „Aber wir haben gesehen, dass es viele Familien und Kinder gibt“, erzählt Josenilda. Mit der Unterstützung des damaligen Pfarrers gründete das Ehepaar eine eigene „comunidade“, wie die kleinen Gemeinden in Brasilien genannt werden, und übernahm auch die Gemeindeleitung. Heute gibt es ein lebendiges Gemeindeleben mit wöchentlichen Wort-Gottes-Feiern, Katechese, Kinder- und Jugendgruppen sowie Nachbarschaftshilfe. Eine sechsköpfige Delegation aus dem Bistum Würzburg unter der Leitung von Pastoralreferentin Christiane Hetterich vom Referat Mission-Entwicklung-Frieden informierte sich bei einer pastoralen Lern- und Studienreise darüber, wie die Pastoral in der Partnerdiözese gelebt und organisiert wird. Dabei besuchten sie auch die comunidade São Pedro.

Im Bistum Óbidos, das von der Fläche her halb so groß wie Deutschland ist, gibt es zwar rund 200.000 Katholiken, aber nur wenige Priester. Nach aktuellen Angaben sind es 29 Diözesan- und Ordenspriester sowie 35 Ordensschwestern und sieben Ordensbrüder. Das ehrenamtliche Engagement der Laien spielt deshalb eine große Rolle. Padre Antonio José Borges ist eigentlich Diözesanpriester der Diözese Salgueiro im Nordosten Brasiliens. Seit Anfang 2018 leitet er die Pfarrei São João Batista in Faro, zu der auch die Gemeinde São Pedro gehört. „In Brasilien ist es schon lange so, dass in manche Gegenden nur einmal im Jahr ein Priester kommt“, erzählt er. In Faro habe es vor ihm ein Jahr lang überhaupt keinen Priester gegeben, die Franziskanerinnen Schwester Violeta Sraiva Farias und Schwester Leticia Soares übernahmen die Leitung der Pfarrei. „Auch meine Präsenz ist nur vorübergehend“, betont Borges. Zwei Jahre werde er in Faro bleiben. „Deshalb ist es wichtig, die Laien gut auszubilden und zu schätzen, denn ohne sie geht nichts.“

Die Bistumsleitung hat das erkannt. So bietet die Escola de Liderança eine kostenlose dreijährige Ausbildung für Laienführungskräfte aus dem ganzen Bistum an. Auch Josenilda hat diesen Kurs absolviert. Die Teilnehmer verbringen zweimal jährlich jeweils eine Woche in Óbidos. Auf dem Stundenplan stehen unter anderem Liturgie und Pastoralplanung, aber auch Psychologie, Soziologie oder die Geschichte und Kultur Amazoniens. „Ich wollte Früchte für meine Gemeinde bringen“, erklärt Josenilda. Noch während ihrer Ausbildung organisierte sie einen mehrteiligen Bibelkurs in Faro. „Er ist eine gute Voraussetzung für den Leitungskurs“, erklärt sie.

Seit dem ersten Kurs im Jahr 2005 haben insgesamt 419 Personen im Bistum Óbidos – in der Mehrheit Frauen – den Leitungskurs abgeschlossen, sagt Janirene de Souza Mendes, Leiterin der Escola de Liderança. Das Angebot richte sich an Menschen zwischen 16 und 50 Jahren, die sich in der Pastoral in ihrer comunidade engagieren. „Laien übernehmen oft Aufgaben von Priestern, leiten beispielsweise Wortgottesdienste oder halten die Predigt“, erklärt de Souza Mendes. Die Bedeutung der Laien werde auch von den Bischöfen wahrgenommen. So habe die brasilianische Bischofskonferenz 2018 zum „Jahr der Laien“ erklärt.

In São Pedro ist innerhalb von vier Jahren eine lebendige Gemeinde entstanden. „Unser Prinzip ist es, die Charismen jedes Menschen wertzuschätzen und dafür zu sorgen, dass sie zur Entfaltung kommen“, erklärt Josenilda. Kinder und Jugendliche werden von klein auf mit einbezogen und wachsen in ihre Aufgaben hinein. „Die Eltern haben oft keine Zeit, um sich um die Fähigkeiten und Begabungen ihrer Kinder zu kümmern. Es geht nicht nur darum, dass sie etwas vorführen, sondern auch, dass sie Verantwortung für die Gemeinde übernehmen.“ So wird beispielsweise die Kinderkirche von Jugendlichen vorbereitet, und die „Pastoral der Kommunikation“ ist ebenfalls fest in der Hand der jungen Gemeindemitglieder, die Bilder und Videos aus dem Gottesdienst sofort ins Internet stellen. Den Wortgottesdienst hat heute ihr Sohn Junior (16) geleitet. „Er ist sehr engagiert. Er ist Oberministrant, Wortgottesdienstleiter und hat eine Jugendgruppe“, erzählt Josenilda stolz.

„Es ist wichtig, dass wir gemeinsam unterwegs sind – die Priester, die Schwestern und das Volk“, sagt Padre Borges. Er selbst feiere ganz bewusst nur einmal im Monat einen Sonntagsgottesdienst in der Gemeinde. „Am Sonntag feiern die comunidades ihren eigenen Wortgottesdienst. Die Menschen sollen nicht von der Eucharistie abhängig sein, sondern sich mitverantwortlich fühlen.“ Als er hört, dass in Deutschland manche Menschen in andere Gemeinden fahren, nur um dort mit einem Priester die Eucharistie zu feiern, verzieht er ungläubig das Gesicht und erklärt: „Bei uns schätzen die Menschen den Priester. Aber sie wissen auch um ihren eigenen Wert als Laien.“

Josenilda ist auch wichtig, dass die Gemeinde sich um die Probleme der Menschen kümmert. „In jeder Katechese sind religiöse wie soziale Dimensionen enthalten. Wenn wir immer beides im Blick haben, dann ist die comunidade wie eine große Familie.“ Padre Borges sieht darin einen wichtigen Unterschied zu den Freikirchen, die in Brasilien vermehrt um Mitglieder werben. „Die katholische Kirche kümmert sich auch um soziale Aspekte. Wir nehmen wahr, was die Menschen beschäftigt. Wir machen Hausbesuche und begleiten auch mal jemanden zum Arzt.“ Auch das Thema Umweltschutz spielt eine wichtige Rolle im Gemeindeleben. „Wir wollen bewusst machen, in welch toller Natur wir leben, und diese schützen“, sagt Josenilda. Dazu gehören zum Beispiel Aufräumaktionen auf dem Gelände der kleinen Kirche.

Apropos Kirche: Die ersten Wortgottesdienste wurden noch unter einem Baum gefeiert, erinnert sich Josenilda. Bei Regen sei die Gemeinde in den offenen Teil der Schreinerei ihres Mannes umgezogen. Mit Hilfe von Spenden einer Reisegruppe aus dem Bistum Würzburg, die vom Weg der kleinen Gemeinde beeindruckt war, konnten die Menschen dort eine kleine, offene Halle für ihre Gottesdienste und Versammlungen bauen. Mittlerweile wurde die Halle erweitert und bekam Wände aus gitterförmig zusammengefügten Holzbrettern. Ein Gemeindemitglied schreinerte den kunstvoll verzierten Altar und den Ambo. Rings um den Altar sind die Wände mit überlebensgroßen Figuren aus der Bibel bemalt, darunter auch der Gemeindepatron, der heilige Petrus. „Man kann sehen, was in vier Jahren alles gewachsen ist“, sagt Josenilda.

sti (POW)

(3718/0847; E-Mail voraus)

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