Mbinga/Würzburg (POW) Der Empfang gleicht bei weitem die Mühen der anstrengenden Anreise aus. Auf ausgespülten Wegen, staubigen Pisten und buckligen Uferpfaden führt die Route mit dem Geländewagen hin zur jüngsten Pfarrei in Würzburgs Partnerbistum Mbinga in Tansania. Nkile steht heute auf dem Besuchsprogramm der Bischöfe Dr. Friedhelm Hofmann und Bernardo Bahlmann aus Óbidos/Brasilien: eine kleine Pfarrei mit vier Außenstationen, insgesamt 1600 Katholiken, direkt am Ufer des Nyassasees gelegen.
Pfarrer der Gemeinde ist Silverius Mwingira (39), ein dynamischer, ideenreicher und sehr spiritueller Priester. Ins Bistum Würzburg pflegt er Kontakte zu den Pfarreien Wiesentheid, Schonungen und Schweinfurt-Sankt Peter und Paul. Dort war er bei seinem Deutschlandaufenthalt als Aushilfspriester tätig. Die Beziehungen ins fränkische Partnerbistum helfen ihm, das Lebensnotwendige in seiner armen Pfarrei aufzubauen. Die Menschen in Nkile leben allein vom Fischfang und vom Anbau von Maniok, andere Früchte gedeihen an diesem Uferabschnitt des großen Sees an der Grenze zu Malawi nicht. Der Boden ist zu steinig.
Pfarrer Mwingira hat seine Gemeinde bestens auf den Besuch der Bischöfe vorbereitet. Schon hunderte Meter vor dem 1969 erbauten, kleinen und äußerst schlichten Gotteshaus rennen Kinder und Jugendliche mit dem Fahrzeug der Bischöfe um die Wette, schwenken Zweige und trompeten mit Zuckerrohrstücken. „Ich heiße Sie ganz herzlich in unserer neuen Gemeinde willkommen“, sagt der Priester zu den Bischöfen, als diese aus dem Geländewagen steigen. Die Umarmung ist herzlich, die Begeisterung der Menschen groß. Frauen legen Tücher und Teppiche auf den Weg der Bischöfe durch die Menschenmenge hin zur Kirche. Ein Mann schwingt eine Deutschlandfahne, eine Gruppe junger Trommler gibt den Takt an.
„Ich freue mich sehr über diese freundliche Begrüßung“, ruft Bischof Hofmann unter dem Applaus der Gläubigen im Gotteshaus. Die Kinder sitzen teils auf dem Boden bis kurz vor dem Altar. Die Würzburger Delegation, die mit den Bischöfen angereist ist, darf in der ersten Bankreihe Platz nehmen. Bischof Hofmann ist begeistert von den vielen Kindern und Jugendlichen: „Es ist wunderbar zu sehen, wie jung die Kirche hier im Bistum Mbinga ist.“ Dann spricht er über die neue Verbindung der Diözesen Würzburg und Mbinga hin zu Würzburgs Partnerdiözese Óbidos in Brasilien. Bischof Bahlmann aus dem Amazonasgebiet sei eigens mitgereist, um die Freundschaft zu vertiefen. „Ich komme fast vom anderen Ende der Welt, vom großen Fluss Amazonas, der fast so groß ist wie der Nyassasee. Ich grüße Euch von den Menschen, die auch direkt am Äquator wohnen“, sagt Bischof Bahlmann zu den überwiegend jungen Christen. Den größten Applaus hat Bischof Hofmann auf seiner Seite, als er hinzufügt: „In Brasilien war die Fußballweltmeisterschaft, aber Deutschland ist Weltmeister geworden.“
Nach dem Segen der beiden Bischöfe und Tanzvorführungen vor der Kirche stellt Pfarrer Mwingira die Aktivitäten der Gemeinde seit Errichtung der Pfarrei im Jahr 2012 vor. Als er vor zwei Jahren die Pfarrstelle antrat, habe es weder Wasser noch Tisch, Stuhl und Teller in der Gemeindestation gegeben: „Nichts!“ Um vor Ort wohnen zu können, renovierte er das kleine Pfarrhaus, schaffte Wassertanks an, kaufte Tische und Stühle und richtete ein „Freiluftbüro“ im Hof ein. Vieles entstand auch mit Hilfe befreundeter Pfarreien im Bistum Würzburg. Die Gemeindemitglieder halfen engagiert mit, brannten Ziegelsteine und hoben innerhalb von zwei Wochen einen sieben Kilometer langen Graben aus, um eine Wasserleitung von den nahen Bergen hinunter in die Uferpfarrei zu legen. „Sicheres Wasser ist wichtig für die Gesundheit“, sagt der Pfarrer. Mittlerweile hat das Leitungsnetz auch die Krankenstation und die Grundschule erreicht. Die Spenden für den Leitungsbau kommen aus Wiesentheid, Schonungen und Reichenberg. Pfarrer Mwingira ist dankbar hierfür und setzt ein Zeichen: Im August wird eine neue Außenstation gesegnet. Sie trägt den Namen Sankt Sebastian – wie die Pfarreiengemeinschaft Schonungen.
Nkile ist ein Beispiel dafür, wie die Partnerschaft zwischen den Bistümern Würzburg und Mbinga an der Basis angekommen ist. „Die Partnerschaft soll sich in Richtung Gemeinden vor Ort entwickeln“, sagt der Beauftragte der Diözese Mbinga für die Partnerschaft, Pfarrer Lukas Komba (51), nach der Rückkehr der Bischöfe in Mbinga. Die Kontakte zwischen Mbinga und Würzburg seien in den vergangenen Jahren zunehmend intensiver geworden. Komba nennt Beispiele für Pfarrei- und Schulpartnerschaften – von Namswea mit Alzenau bis hin zu Kipololo mit dem Vinzentinum in Würzburg. Für ihn ist ganz wichtig, dass dabei die Erfahrungen der Besuche vor Ort weitergegeben werden.
Hier dürfte Komba bei den Bischöfen Hofmann und Bahlmann auf offene Ohren stoßen: Von ihrem Besuch in Nkile am Nyassasee werden sie höchstwahrscheinlich noch öfters erzählen – vom Empfang, von der Gastfreundschaft und vom offenen Herz der Menschen in dieser ärmlichen und völlig abgelegenen Gegend Tansanias.
Aus Mbinga/Tansania: Bernhard Schweßinger (POW)
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